Sumatra – Reisebericht

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Sumatra-Reisebericht

Hattest Du denn keine Angst vor dem Orang-Utan?

Bukit Lawang - Orang Utan im Gunung Leuser NP

Das wohl einschneidenste Erlebnis in unserem Indonesienurlaub, neben dem verpassten Flug und dem heftigen Vulkanabstieg, war zweifelsohne die hautnahe Begegnung mit dem Orang Utan-Weibchen. Viele Leute haben mich seitdem angesprochen und wollten Genaueres wissen. Die häufigste Frage aber war, ob ich Angst hatte. Das hat mich etwas zum Grübeln gebracht und bewogen diesen Post hier zu schreiben.

Umgang mit der Angst

Angst ist anscheinend so ein elementares Gefühl, dass sie höher im Kurs steht, als Informationen über ein Lebewesen, das vom Aussterben bedroht ist. Ja, Angst kann lähmen, sie hält uns davon ab verrückte Dinge zu tun, aber sie verhindert auch, dass wir bestimmte Sachen machen, auf die wir hinterher stolz wären oder die unser Leben verändern würden. Angst ist ein Jahrmillionen altes Gefühl, was uns damals in der Steinzeit unsere Haut gerettet und unsere Sinne in bedrohlichen Situationen geschärft hat – aber heutzutage? Das Gefühl ist so tief verwurzelt in uns, dass es bei vielen Leuten das Leben bestimmt. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann nimmt sie auch ganz langsam zu, je älter wir werden.

Klar habe ich vor so einem DIY-Urlaub erstmal Angst, ich habe eine blühende Fantasie und kann mir wunderbar ausmalen, was alles passieren könnte in so einem fernen Land wie Indonesien. Aber hat es mich davon abgehalten die Reise anzutreten? Zum Glück nein, denn der Preis den man für Angst erhält, sind unvergessliche Abenteuer und Erlebnisse, die sich ganz tief in mein Gehirn eingebrannt haben, die mich aufbauen und motivieren, wenn es mal nicht so gut laufen sollte und an die ich mich noch in vielen, vielen Jahren in allen Einzelheiten erinnern werde.

Bukit Lawang - Orang Utan im Gunung Leuser NP

Aber vor was haben wir eigentlich Angst?

Meist ist es die Angst vor dem Unbekannten, welche uns z.B. abhält, in die Ferne zu reisen. Aber selbst in unserem eigenen Land haben wir Angst vor Ausländern. Also grob gesagt: Alles was uns fremd ist, macht uns Angst. Sich diesen Gefühlen zu stellen und sie zu überwinden ist eine echte Herausforderung.

Aber sobald man den Boden des Landes betreten hat, merkt man plötzlich, dass diese Angst völlig unbegründet war. Vorurteile, die man hatte, lösen sich plötzlich in Wohlgefallen auf und man bekommt ganz andere Sichtweisen, weil man die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten kann. Niemals wäre ich freiwillig nach Jakarta gefahren, wenn wir den Flug nicht verpasst hätten, aber so haben wir einen echt tollen Tag dort verbracht und vieles erscheint nun in einem ganz anderen Licht.

Ebenso verhält es sich mit Ausländern, sobald sie einen Namen und ein Gesicht haben, sind sie nicht mehr furchteinflößend, sondern ganz normale Menschen, die mitunter ein Wagnis auf sich genommen haben, das absolut lebensbedrohlich war. Im Vergleich dazu ist so eine DIY-Reise ein wahrer Spaziergang dagegen, denn was kann uns den schon passieren? Nicht viel mehr, was uns auch zuhause zustoßen könnte.

Bukit Lawang - Orang Utan im Gunung Leuser NP

Raus aus der Komfortzone

Wenn man, so wie wir, sich seinen Urlaub selbst organisiert, dann nimmt man bewusst in Kauf, seine Komfortzone zu verlassen und sich seinen Ängsten zu stellen – wahrlich nicht einfach manchmal. Ich könnte aus dem Stehgreif bestimmt mehr als 20 Punkte aufschreiben, vor denen ich vor einer Reise Angst habe. Aber nur weil ich mich dieser Angst gestellte habe, konnte ich erfahren, dass meine Befürchtungen unbegründet waren. Ich hatte einen tollen Urlaub und bin froh, dass ich es geschafft habe, die ein oder andere Angst zu bekämpfen und mir ein Stück Freiheit zurück zu erobern, z.B. dass ich mich nach 15 Jahren wieder auf ein Motorrad gesetzt habe und das auch noch bei Linksverkehr.

Und wie war das jetzt mit dem Orang Utan?

Als das Orang Utan-Weibchen mit seinen zwei Kindern uns den Weg versperrte, ging das auch an mir nicht spurlos vorüber. Spätestens, als sich die Primatin in einer Affengeschwindigkeit den Baum hochschwang und direkt auf uns zukam, erhöhte sich meine Herzfrequenz schlagartig. Die letzten zwei Tage hatten unsere Guides ja ständig von dem aggressiven Orang Utan Mina mit seinen zwei Kindern gesprochen, die im Dschungel ihr Unwesen treibt und jetzt stand sie direkt vor uns!

Ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich rational gehandelt hätte. Eher instinktgetrieben habe ich mich vor meinen Kindern breitgemacht und sie vor dem Orang Utan abgeschirmt, so dass sie Zeit hatten sich in Sicherheit zu bringen. Klar hat die Orang Utan Dame, die übrigens Jacky und nicht Mina hieß, wie wir später erfuhren, die Gelegenheit an der Hand gepackt. Aber wie ist das so, wenn man händchenhaltend mit einem wilden Tier im Dschungel sitzt?

Bukit Lawang - Orang Utan im Gunung Leuser NP

Furchteinflößend ist was Anderes

Ehrlich gesagt, gar nicht so furchteinflößend, wie man sich das vorstellen würde. Gut, ich war schon beeindruckt, als sie ihr Maul aufriss, mich anfauchte und mir einen Blick auf ihre großen spitzen Zähne gab. Auch fand ich es nicht sonderlich erbaulich, dass sie meinen Finger als Zahnstocher missbrauchte und draufgebissen hat, aber ich hatte in diesem Augenblick nicht wirklich Angst.

Die Affendame strahlte eine besondere Ruhe aus und ich glaube sie war, neben der Tatsache, dass sie etwas zu Essen von uns erwartete, einfach nur neugierig. Nicht umsonst hat sie mit ihren spitzen Fingern über meine Haut gestrichen und mich eingehend inspiziert. Vielleicht hat sie auch gespürt, dass ich keine Angst hatte und dass von mir auch sonst keine Bedrohung für sie ausging.

Ich habe mich von ihr auf jeden Fall nicht bedroht gefühlt, aber natürlich ist mir durch den Kopf geschossen, dass es ein Leichtes für sie wäre, mir den Arm zu brechen, denn die Kraft, mit der sie meinen Arm hielt, war schon immens. Dass sie 60 kg auf einen Baum mit hochzerrt und ich dann in 10 m Höhe irgendwo hänge oder fallen gelassen werde, habe ich gedanklich schnell ausgeschlossen. Ich habe es aber vermieden sie direkt anzustarren und nur zu gerne hätte ich sie fotografiert, aber daran war in dieser Situation nun wirklich nicht zu denken.

Als sich die Guides zu mir hochgearbeitet hatten und sie ablenkten, in dem sie ihr die leeren Taschen zeigten, war es relativ einfach sich aus ihrem Griff herauszuwinden. Ich habe geschaut, dass ich mich so schnell es ging aus dem Staub zu machen, sofern das bei dem steilen Gelände möglich war. Auf der einen Seite war ich froh wieder frei zu sein, auf der anderen Seite hätte ich sie mir gerne auch noch etwas länger betrachtet.

Bukit Lawang - Orang Utan im Gunung Leuser NP

Was habe ich mitgenommen?

Auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis! Wenn man ruhig bleibt und nicht in Panik verfällt, dann wirkt sich das auch auf die Umgebung aus.

Aber nicht nur dieses kleine Abenteuer war die Strapazen wert. Es hat mir mal wieder gezeigt, dass, wenn man sich traut, einem ganz neue Einblicke beschert werden. Denn in den zwei Tagen im Dschungel habe ich eine Menge über mich selbst und meine Grenzen herausgefunden. Bewusst Grenzen zu überschreiten ist manchmal wichtig und das geht am besten, wenn man aus seiner gewohnten Umgebung herauskommt.

Ich fand die Orang Utans so krass menschlich, dass es mir echt weh tut, wenn ich Palmölplantagen und abgerodeten Regenwald sehe. Wir nehmen ihnen, und vielen anderen Tieren ebenso, den Lebensraum, nur um an billiges Öl für Kosmetika und Speisen ranzukommen. Inzwischen schaue ich beim Einkaufen genauer hin und erzähle auch jeden, ob er es hören will oder nicht, wie es den wenigen verbleibenden Orang Utans ergeht.

Lion Air nervt mit Verspätungen

Um nicht noch eine weitere Nacht in Medan verbringen zu müssen, blieb uns nichts anderes übrig, als sehr früh aufzustehen. Was für ein Glück war Alex schon seit halb drei putzmunter, denn ihr Handy war nur auf vibrieren gestellt und Jürgens Tablet dudelte zwar vor sich hin, war aber nicht zu hören, da der Wasserfall einfach zu laut toste. Obwohl es 5 Uhr morgens war, waren die Kinder leichter aus den Federn zu bekommen als Jürgen. Auch der Bedienstete aus dem Jungle Inn, der uns zum Taxi bringen sollte, hatte leichte Startschwierigkeiten. Nicht so der Iman, denn der sang schon fleißig sein Morgengebet.

Gechillt zum Flughafen

Obwohl die Straße immer noch beschissen war, kamen wir viel schneller voran, als jeder zuvor prophezeit hatte. Aber das lag vielleicht auch daran, dass wir uns nicht durch den Berufsverkehr quälen mussten, denn heute war Sonntag. Selbst Alex war gechillt, denn 4 Stunden vor Abflug am Flughafen anzukommen, reichte selbst ihr als Zeitpolster aus.

Medan - Flughafen

Beim Einchecken fragte Jürgen gleich nach den Exit-Seats, weil er in die normalen Sitze nicht reinpasst. Kuala Namu ist ein ganz neuer und moderner Flughafen, aber bei einem haben sie echt nicht mitgedacht bei der Planung: Wenn man durch sein Gate gegangen ist, dann landen alle wieder im selben Gang, von dem aus alle Flugzeuge zu erreichen sind. Da nichts ausgeschildert ist und die von ganz links nach rechts zum Flieger müssen und umgekehrt, weiß keiner, wo er hin muss. Wir sind mal den anderen hinterher, um gerade noch rechtzeitig festzustellen, dass wir (und noch zahlreiche andere) beinahe in den falschen Flieger gestiegen wären. Auf die Art und Weise kann man in einen beliebigen Flieger einsteigen und es fällt wahrscheinlich nicht weiter auf.

Anschlussflug knapp bekommen

Mit Lion Air haben wir in Bezug auf Abflugzeiten echt kein Glück, da wir mit einer Stunde Verspätung losflogen. Das hätte uns ja nicht weiter gestört, wenn wir einen Direktflug nach Yokjakarta gehabt hätten, aber so war unsere Unsteigezeit von einer Stunde, die wir zuvor noch hatten, schon bei Abflug aufgebraucht.

Auf jeden Fall hatten wir einen tollen Flug nach Batam, das liegt nur einen Steinwurf weit von Singapur entfernt. Unser Sitznachbar auf den Exit-Seats war ein sehr netter Moslem, der gut Englisch sprach und uns sehr interessiert ausfragte über unser Leben, Kultur und Religion, seinerseits aber auch viele Erklärungen gab zu Fragen, die wir über sein Land, Sitten und Bräuche hatten.

In Batam parkte unsere Maschine auf der allerersten Position und wir mussten bis zur letzten Position laufen, wo unsere Maschine nach Yogjakarta abfliegen sollte. Anscheindend ist man hier auf Verspätungen schon eingestellt, denn als wir den Kilometer oder mehr zurückgelegt hatten, war sie tatsächlich noch da und wir stiegen als Letzte in die Maschine ein. Mit der Hoffnung, dass es auch unsere Rucksäcke geschafft hatten, ihren Weg in die Maschine zu finden. Auch auf dem zweiten Flug hatte das mit den Exit-Seats geklappt, so dass es wieder ein entspannter Flug wurde.

Yogjakarta - Flughafen

Der Landeanflug auf Yogjakarta ist ziemlich spektakulär, weil man im Prinzip die Hauptverkehrsstraße langfliegt und meint auf irgendwelchen Häusern zu landen, bis man doch im letzten Augenblick die Landebahn sieht. Eine dunkelorange Sonne stand über dem Flughafen und tauchte alles in warmes Licht. Bis wir im Gebäude waren, war auch schon der Flieger ausgeladen, so schnell hatten wir noch nie unsere Rucksäcke!

Yogjakarta - Flughafen Ankunft

Am Flughafen selbst gibt es nur Unternehmen, die einem Autos in die Stadt für teuer Geld vermieten wollen, normale Taxis haben keine Parkbereich dort. Inzwischen war es stockfinster und wir mussten erstmal ein paar Meter laufen, um zur Hauptverkehrsstraße zu kommen, um dann mit einiger Mühe ein leeres Taxi in diesem dichten Verkehr zu finden. Dabei half uns aber ein netter Mensch und so fährt man dann plötzlich für einen Bruchteil des Preises.

Das von uns anvisierte Losemen war super schön, hatte aber nur noch ein sündhaft teures 4-Bettzimmer und unsere Suche im Viertel nach einer guten Übernachtungsmöglichkeit war jetzt nicht gerade von Erfolg gekrönt. Wir haben zwar die ein oder anderen freien 2- und 3-Bettzimmer gefunden, aber nichts, wo wir gerne 4 Nächte hätten bleiben wollen. Da wir inzwischen ziemlich platt waren, hatte der Manager ein Einsehen und vermietete uns das 4-Bettzimmer für 5 Leute. Die Kids hatten sofort zugesagt sich das große Doppelbett zu teilen, als sie den Wasserfall und den Pool im Atrium des Hotels gesehen hatten. Man gönnt sich ja sonst nichts…

Yogjakarta - Losmen Bladok Pool

Vom Orang Utan entführt

Dschungel-Trekking im Gunung Leuser NP

Ausgestattet mit zwei Rucksäcken, die überwiegend Wasser enthielten, ging es die mächtig schwankende Hängebrücke über den Fluss von Bukit Lawang. Der Pfad durch den Dschungel ging sehr steil bergauf und schon nach 5 min waren wir total durchgeschwitzt. Um ehrlich zu sein, war es so anstrengend, dass Alex schon dachte, die Tour niemals zu überstehen.

Bukit Lawang - Aufstieg in den Dschungel

Waldmenschen

Zum Glück liefen uns auch schon recht bald die ersten Orang Utans über den Weg, so dass wir eine kleine Pause machten und ein wenig Obst aßen. Leider war nicht so viel zu erkennen, da die Nester weit oben in den Bäumen versteckt waren. Aber die nächsten ließen nicht lange auf sich warten, eine Mutter mit kleinem Jungspunt turnte den Baumstamm entlang. Der Kleine führte jede Menge Kunststücke auf und schien jeder Schwerkraft zu widerstehen. Mit ihren unglaublich langen Armen ziehen sich die Orang Utans so völlig mühelos und geschmeidig die Bäume hoch. Dabei strahlen sie so viel Ruhe und Gelassenheit aus. Orang heißt übrigens Mensch und Utan bedeutet Wald.

Bukit Lawang - Orang Utan

Bukit Lawang - Orang Utan

31° C, 100% Luftfeuchtigkeit 200% Steigung

Nach einem weiteren schweißtreibenden Anstieg hatten wir die ersten 3 Liter Wasser vernichtet. Das war kein Spaziergang hier, denn die Pfade gingen meist ohne Umweg gerade nach oben. Um nicht abzurutschen war uns jede Wurzel oder Liane recht. Ebenso bei den Abstiegen, hier konnten wir die dürren Bäume gut benutzen, um uns nach unten zu schlängeln. Unglaublich, wie stark diese Stecken waren, so dass sie ohne weiteres 60-90 kg Lebendgewicht abfangen konnten, ohne sich groß zu verbiegen oder aus dem Boden gerissen zu werden. Wenn diese Bäumchen mal ausgewachsen sind, dann sind sie selbst hier mehr als ein Auto wert. Neben so einem Mahagonibaum kommt man sich richtig unbedeutend und klein vor, da sie locker über 100 m hoch sind.

Mörderische Zimmerpflanzen

Auch der gemeine Ficus Benjamini zeigt hier eine ganz andere Seite. Der wächst nämlich von oben an den Urwaldriesen runter und erwürgt ihn langsam aber stetig, bis er abstirbt. Die Liane hingegen schlängeln sich wie Anakondas von unten nach oben.

Bukit Lawang - Orang Utan

Bukit Lawang - Orang Utan

Auf jeden Fall hat sich die Tortur gelohnt und der nächste sehr gechillte Orang wartet auf einer Liane sitzend auf uns. Sehr anmutig in seinen Bewegungen nahm er die Bananenstückchen entgegen und schien überhaupt keine Angst vor uns zu haben. Nach einem weiteren Anstieg gab es zum Mittagessen Nasi Goreng in Bananenblättern und Ananas mit Mango zum Nachtisch. Als wir gerade fertig waren, kam ein großer Orang Utan durch die Bäume herangehangelt und verzehrte genüsslich unsere liegengebliebenen Obstschalen. Irgendwie gibt es hier fast bei jedem Stop was zu Essen. Uns würde eigentlich nur Wasser trinken und Ausruhen reichen. Halt eben so lange, bis sich der Puls wieder in einen einigermaßen normalen Bereiche zurückbewegt hat.

Funky Monkey

Schon von weiten hörten wir eine Affenbande durch die Bäume toben. Sie entpuppten sich als Thomas-Languren, die es nur hier in Nord-Sumatra gibt. Mit ihrem langen Schwanz und ihrer Punker-Frisur sehen sie total witzig aus. Sie haben ganz weiche Hände, das konnten wir spüren, als sie uns die Bananenstücke aus der Hand grabschten.

Bukit Lawang - Thomas Langure

Wir waren ganz froh, dass wir einem bestimmten Organ Utan nicht begegnet sind, denn der soll recht aggressiv sein und Mina heißen. Für den ersten Tag war unsere Ausbeute nicht schlecht, da wir 11 Orang Utans zu Gesicht bekamen, bevor wir uns zu dem mühsamen, extrem steilen und rutschigen Abstieg runter zu einem Wasserfall machten, wo wir uns duschen konnten.

Übernachtung mit Makaken und Waranen

Hier war auch unser Camp, wo wir die Nacht verbringen durften. Im Kochzelt wurde schon fleißig gearbeitet und wir konnten bei einem Tee den Makaken zu schauen, wie sie im Bach badeten und dabei Reisreste vom Grund fischten. Selbst diese frechen Affen hielten gebührenden Abstand, als zwei etwa 1,5m lange Binden-Warane zum Wasser kamen. Mit ihren ewig langen giftigen Zungen fischten auch sie sich ein paar Leckereien aus dem Wasser.

Bukit Lawang - Bindenwaran

Zum Abendessen gab es 5 verschiedene Gerichte und alles super lecker. Da die Tour doch recht anstrengend war, suchten wir bald unsere bescheidene Unterkunft für diese Nacht auf. Nicht hübsch aber funktional waren über ein Bambusgerüst schwarze Plastikplanen gespannt, mit denen auch der Boden ausgelegt war. Ein paar super dünne Plastikmatten und ein Moskitonetz rundeten die Bettstätte ab.

Bukit Lawang - Kochzelt im Dschungelcamp

Eine harte Nacht

Wir müssen wohl nicht erwähnen, dass wir trotz der Strapazen, nicht so toll geschlafen haben und mit den ersten Sonnenstrahlen wach waren. Aber langweilig wird es einem hier bestimmt nicht, denn man kann den Affen und Waranen zuschauen, was sehr unterhaltsam ist.

Bukit Lawang - Makake

Gut gestärkt mussten wir uns nach dem Frühstück wieder das Stück hochquälen, das wir gestern schon runtergekraxelt waren. Es war auch nicht sonderlich erbaulich, zu wissen, dass wir noch 2 weitere anstrengende Aufstiege vor uns haben sollten.

Der Dschungelpfau

Von Orang Utans war heute nichts zu sehen, aber dafür stellt sich uns ein riesiger Pfau in den Weg und bekam ein paar Bananenstücke. Wir wären nie auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Pfaue im Dschungel rumspazieren. Sie sehen etwas anders aus, als unsere aber nicht weniger majestätisch und prachtvoll. Ein großer gelber Vogel, der wohl sehr wertvoll sein soll, flog gerade sein Nest an, aber wir waren zu langsam mit der Kamera.

Bukit Lawang - Pfau

Wegelagernde Orang Utans

Ziemlich platt erreichten wir den letzten Abstieg, der ziemlich anspruchsvoll war. Jeder Schritt und Griff musste wohl überlegt erfolgen, so schwitzten wir uns dem in der Ferne rauschenden Fluss entgegen. Unser Abstieg wurde abrupt gestoppt, als sich uns eine Orang Utan Mama mit zwei kleinen Kindern in den Weg stellte. Dummerweise hatten wir alle Früchte entweder selbst gegessen oder schon verfüttert, so dass wir nichts mehr hatten, um sie vom Weg weg zu locken. Auch die letzten Biskuits halfen nicht. Plötzlich bleckte die Mama furchterregend die Zähne und schwang sich mit dem Kind in einer Affengeschwindigkeit den Baum hoch und fasste Alex am Handgelenk. Jürgen, Kiara und Mattis konnten parallel sicher an ihr vorbei nach unten klettern und Svenja konnte sich mit etwas Gequietsche hinter Alex vorbeischlängeln und zu den anderen flüchten. Alex saß aber fest.

Bukit Lawang - Orang Utan Jacky mit Kind

So fühlt sich ein Zahnstocher

Die riesige Hand des Orang Utans war kühl und trocken, ganz anders als Alex schweißtriefende Haut, die erstmal eingehend untersucht wurde. Jacky, so hieß die Affendame, gehörte zu den weniger friedlichen Tieren – sehr beruhigend zu wissen. Der Griff war gleichbleibend stark und Jacky machte nicht den Eindruck, als hätte sie es eilig. Viel mehr riss sie ihren immensen Mund auf und gab Alex einen phantastischen Einblick auf ihre großen spitzen Zähne, die total orange gelb verfärbt waren und teilweise schwarze Stellen hatten. Dann nahm sie den Zeigefinger von Alex, benutze ihn als Zahnstocher und gab ihn erst wieder frei, als sie sich durch draufbeißen von der Festigkeit überzeugt hatte.

Die Fingernägel von Jacky waren lang und konisch zulaufend und konnten sehr kratzig sein. Die zwei Guides hatten sich inzwischen auch den Hang hochgearbeitet und versuchten Jacky davon zu überzeugen, dass sie nichts mehr Essbares hatten. Alex versuchte dabei langsam den Hang runter zu rutschen und sich aus dem festen Griff zu entwinden. Genau in diesem Augenblick griff das Affenbaby auch noch nach der Brille, war aber einen Tick zu langsam. Geschafft! Alex konnte sich unversehrt zu den anderen gesellen, die in sicherem Abstand warteten. Wahrlich ein unvergessliches Erlebnis! Noch mehr dazu und wie es Alex dabei ergangen ist, findest Du hier.

Tube-Rafting

Die letzten 50 Höhenmeter waren schnell zurückgelegt und wir erreichten eine Kiesbank, wo wir unsere Sachen wasserdicht verpackten und auf miteinander vertäuten LKW-Schläuchen verstauten. Unsere Flusssause ging durch Stromschnellen und stehende Wellen, durch direkt am Ufer steil aufragenden Regenwald und hätte noch ewig so weitergehen können.

Auch wenn die Tour das Anstrengendste war, was wir bisher gemacht haben, so war sie doch ein so unglaubliches Abenteuer, dass sich die Strapazen dafür gelohnt haben. Die Kinder waren eindeutig die Fitteren und haben hoffentlich auch viele Eindrücke mitbekommen, von denen sie noch in ein paar Jahren erzählen können.

Was man über Orang Utans wissen sollte

In dem Gebiet um Bukit Lawang haben sich sehr viele Orang Utans angesammelt, weil dort eine Auswilderungsstation ist. Tiere, die zuvor in Gefangenschaft gelebt haben, werden wieder aufgepäbbelt und geschult, damit sie im Dschungel überleben können und dann in die Freiheit entlassen. Das heißt, dass die Tiere, die im Dschungel rund um Bukit Lawang leben, sind an Menschen gewöhnt. Was aber auch seine Probleme mit sich bringt. Durch den Dschungel-Tourismus kommt Geld in die Region und es wird vielleicht verhindert, dass das Waldgebiet auch den Brandrodungen zum Opfer fällt, aber andererseits ist es Eingriff in das Ökosystem. Die Tiere erwarten, dass sie gefüttert werden und lernen nicht sich selbst zu ernähren und wir tragen unsere Krankheiten und Müll in den Dschungel und stören täglich mit unserer Anwesenheit die Tiere.

Auch wenn die meisten Orang Utans einen sehr friedlichen Eindruck machen, darf man nie vergessen, dass das wilde Tiere sind und so sollte man sie auch behandeln, mit Respekt.

Mehr zu diesem Thema und wie man das Überleben von Orang Utans unterstützen kann, findet Ihr bei der Sumatran Orangutan Conservation oder Sumatran Orangutan Society.

Indojunkie

Im Augenblick wüten gerade heftige Waldbrände auf Sumatra und Kalimantan, die nicht nur die Orang Utans bedrohen, sondern ganze Landstriche vernichten und durch die starke Rauchentwicklung, die Menschen gefährden. In dem Artikel auf Indojunkie.com wird sehr detailliert über diese Umweltkatastrophe berichtet und was wir dagegen tun können. Es werden auch interessante Hilfsprojekte aufgelistet, wo jeder mit wenig Aufwand spenden und dadurch direkt vor Ort helfen kann.

Life-to-go

Wir haben Euch mal zwei Videos mit freundlicher Genehmigung von Jessi und Daniel von Life-to-go  zur Verfügung gestellt. Die waren nämlich zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Sie haben jede Menge Tier mit der Kamera eingefangen und sind wohl auch auf Jacky gestoßen. Im zweiten Video könnt Ihr ein ausgiebiges Tubing auf dem Fluss verfolgen, wovon wir überhaupt keine Bilder haben, weil die Kamera wasserdicht verpackt war.

Ab in den Dschungel nach Bukit Lawang

Geschäftstüchtig sind sie hier vor allem, wenn es darum geht, Transport oder Touren zu vermitteln. Das kam uns zu gute, denn der Sohn des Hauses organisierte uns ein Taxi nach Bukit Lawang. Die Abreise verzögerte sich aber um 1,5 h, weil unser Fahrer in einem Stau steckte, der von irgendeiner Parade verursacht wurde.

Die Strecke runter von Berastagi in Richtung Medan ist extrem kurvenreich und es sind mehr als 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Mattis hatte sich schon mal vorsorglich eine Plastiktüte um die Ohren gehängt, sie zum Glück aber nicht benötigt.

Local bus

Korbproduktion

Chilis

Lange vor Medan bog der Fahrer von der Hauptstraße ab, um nach Norden in Richtung Binjai zu fahren. Dementsprechend gut waren die Straßen dann auch. Die Schlaglöcher katapultierten einen öfters aus dem Sitz und man wurde recht unsanft durchgeschüttelt. Dass unser Fahrer hier zu Hause war, merkten wir, als er einen Abstecher machte, um Dschungeljuice zu kaufen. Genau wissen wir nicht, was der Inhalt des in Plastiktüten verpackten Saftes war, aber es könnte sich um Palmwein handeln. Hauptsache, er trinkt das Zeug nicht während der Fahrt. Es ist sowieso erstaunlich, wie man so lange die Aufmerksamkeit halten kann, denn die Indonesier leiden unter dem Zwang, ständig überholen zu müssen, da kann eine Unachtsamkeit schon zu viel sein.

Gestern hatten wir schon so oft den Geldautomat geplündert,bis er kein Geld mehr hatte, heute fuhr uns der Fahrer zum letzten Visakarten-Automaten vor Bukit Lawang, den wir auch bis zum Maximum ausschöpften. Bisher gibt es immer noch keine ATMs in dem Dschungeldorf und Bezahlung per Karte geht auch nicht. Schon blöd, wenn man ein paar Millionen im Geldbeutel hat, der lässt sich dann nämlich kaum noch zuklappen.

Die Palmöl-Sünde

Kurz hinter Binjai fangen ausgedehnte Plantagen mit Palmen an, alle schön in Reih und Glied, wo bis vor kurzem noch natürlicher Regenwald vorherrschte. Aus den Palmen wird Öl gewonnen, das bei uns in Kosmetika, Nahrungsmitteln und als Beigabe zum Benzin verwendet wird. Ökologisch ist das völliger Unsinn, auf der einen Seite dem Diesel Palmöl beizumischen und dafür auf der anderen Seite den Regenwald abzuholzen, um genügend Rohstoff dafür zu haben. Hier mal ein Link der zeigt, wie man als Palmöl-Verbrauchen den Regenwald retten kann.

Gleich abgeschleppt

Kaum angekommen, wurden wir schon von einem Mann abgeschleppt, der uns noch freie Zimmer zeigen wollte. In seinem Restaurant tranken wir erstmal was und ließen die Mädels mit den Rucksäcken dort zurück. Glücklicherweise konnten wir unseren Vermittler abschütteln, so dass wir uns selbst auf die Suche machen konnten. Wir waren schon über einen Kilometer den Fußweg entlang des Flusses gelaufen und hatten in jedem Guesthouse nachgefragt, leider waren alle schon ausgebucht.

Bukit Lawang - Hängebrücke

Honeymoon-Suite

Bei der letzten Anlage am Weg (Jungle Inn) hatten wir Glück, hier gab es noch ein freies Zimmer. Wobei Zimmer wohl der Sache nicht gerecht wird. Es handelte sich um die Honeymoon-Suite, die vom Feinsten war. Über eine chillige Terrasse betrat man durch eine hufeisenförmige zweiflüglige geschnitzte Tür einen vielleicht 60 qm großen Raum, der durch eine dreiviertel hohe Holzwand unterteilt war. Ein handgemachtes Sofa aus Holz in ungewöhnlicher Form lud zum Relaxen ein. Ein in den Felsen eingebautes Waschbecken schloss sich dem Ganzen an. Linker Hand war dann das Bett in Form eines Schiffes, sehr geschmackvoll aus Holz geschnitzt und gezimmert. Ein kleiner Balkon mit Sitzgelegenheiten und Hängematte ragte über den Wasserfall, der die Felsen runterrauschte. Vom Rest abgetrennt befand sich das Badezimmer mit einer freistehenden Badewanne und einem Duschkopf, der wie ein Rüssel aus dem rohen Felsen kam. Ein paar Stufen höher befand sich separiert die Toilette.

Bukit Lawang - Jungle Inn

Bukit Lawang - Honey Moon Suite Lounge

Bukit Lawang - Jungle Inn Honey Moon Suite

Es zahlte sich aus, dass wir ohne Schlepper den Weg dorthin gefunden hatten, denn so ersparten wir uns die Kommission, die sonst auf den Zimmerpreis (und alle Touren, die man im Anschluss noch bucht) aufgeschlagen wird. Ohne dass wir groß handeln mussten, bekamen wir auch noch die Extrabetten und weiteren Rabatt, so dass wir am Ende nicht mehr als 500.000 IDR (35€) für diese traumhaften Räumlichkeiten zahlen mussten. Der Mitarbeiter instruierte uns noch, dass wir nicht den Namen verraten sollten, am besten sollten wir sagen, dass wir in Back to the Nature untergekommen wären, das liegt nämlich noch weiter ab vom Schuss und keiner der Schlepper würde uns dorthin folgen. Das Spiel haben wir dann auch erfolgreich durchgezogen und konnten unser Dschungelparadies nach einem anstrengenden Fußmarsch beziehen.

Bukit Lawang - Fluss

Auch kulinarisch wurden wir hier verwöhnt. Man kann noch nicht einmal behaupten, dass es teurer als sonst wo war, aber nur einfach leckerer und stilvoller.

Für den nächsten Tag ist erstmal chillen angesagt, was man in dieser wundervollen Umgebung richtig genießen kann. Das Guesthouse liegt direkt an einem klaren Fluss mit Blick auf den Regenwald, man kann Schwimmen und zwischendurch leckere Shakes und Säfte probieren.

Heftiger Wolkenbruch

Wenn es hier mal regnet, dann aber ordentlich! Erst verfärbt sich der Himmel orange-gelb, dann öffnet er sein Pforten und kippt unglaubliche Mengen von Wasser runter. Das ist nicht nur richtig laut, sondern lässt auch die kleine Kaskade hinter unserer Suite zu einem ausgewachsenen Wasserfall anschwellen. Da können wir nur hoffen, dass uns sowas nicht im Dschungel erwischt.

Tanz auf dem Vulkan

Gunung Sibayak - Alex am Kraterrand mit Sinabung

Es tröpfelte und die Wolken hingen fast bis zu uns runter, kein Wetter, um einen Vulkan zu besteigen und die schöne Aussicht zu genießen. Glücklicherweise haben wir keine Sonnenaufgangstour oder ähnliches gebucht, dann hätten wir uns völlig umsonst 3:30 Uhr aus dem Bett gequält.

Es begann mit einem Spaziergang

Da die Landschaft rund um Berastagi ganz schön sein soll, packten wir unsere Tagesrucksäcke und liefen einfach mal den Berg in Richtung Vulkan hoch. Obwohl es nicht sehr heiß war, kamen wir ganz schön ins Schwitzen, weil der Weg sich zog und stetig aufwärts ging. Bis wir die Registrierungsstelle für den Vulkan erreichten, hatten wir beschlossen, trotz des Wetters einen Aufstieg auf gut Glück ohne Führer einmal zu probieren. Sollte die Sicht so schlecht bleiben, hätten wir halt Pech gehabt. Wir ließen uns ein Stück bergaufwärts mit dem Bemo bringen, um die Wanderung durch den Dschungel auf einer schlechten Asphaltstraße ein wenig abzukürzen.

Das erste Stück, was wir wieder zu Fuß liefen, war sehr steil und noch asphaltiert. Es endet in einem häßlichen Parkplatz mit unbewirtschafteten Ständen und einem Zeltplatz voll mit Müll. Warum können die Leute den Müll, den sie mitbringen nicht wieder mit zurücknehmen? So schwer kann das doch nicht sein. Jetzt folgte eine Passage durch richtig dichten Dschungel, der Weg schlängelte sich wie ein Tunnel durch das dichte Dickicht.

Die Pforte zur Unterwelt

Als wir die Baumgrenze hinter uns ließen, hörten wir ein seltsames Geräusch, wie von einem riesigen Wasserfall, konnten aber nirgendwo Wasser ausmachen. Gerade rechtzeitig, bevor wir den Gipfel erreichten, riss die Wolkendecke auf und offenbarte uns den Blick auf eine zerklüftete Felslandschaft mit einem steil aufragenden Kraterrand. Jetzt konnten wir auch die Ursache der fauchenden und tosenden Geräusche ausmachen: an mehreren Stellen traten heiße Dämpfe aus und man konnte unschwer erkennen, dass es Schwefelfumerolen waren. Der Bereich außenrum war leuchtend gelbgrün und der Geruch infernalisch. Als wir den Kraterrand erreichten, war die Sicht absolut klar und wir konnten rüber zum Gunung Sinabung schauen, der ausgerechnet in diesem Augenblick eine riesige Aschewolke in den Himmel schickte. Schon beeindruckend, so etwas aus sicherem Abstand beobachten zu können.

Gunung Sibayak - Schwefelfumerole
Gunung Sibayak - Schwefelfumerole
Gunung Sibayak - Schwefelfumerole
Gunung Sibayak - Schwefelfumerolen

Der Kraterboden war eine platte runde Fläche, wo Leute mit Steinen ihren Namen gelegt hatten, so auch Mattis. Auf der einen Seite türmten sich hohe schwarze Gesteinssäulen in den Himmel und bildeten den Gipfel von 2222m. Einen weiteren Nebengipfel bestiegen wir auch noch, weil die Aussicht gerade so berauschend schön war.

Gunung Sibayak - Jürgen bei der Arbeit
Gunung Sibayak - Svenja und Mattis am Kraterrand
Gunung Sibayak - Kiara am Kraterrand
Gunung Sibayak - Alex beim Aufstieg zum Gipfel
Gunung Sibayak - Familienbild

Glaube niemals einem Reiseführer

Obwohl in der Touristeninfo eine lange Liste von Schauermärchen über Vermisste und/oder Verstorbene am Gunung Sibayak aushing, die sich wohl bei der Suche nach dem richtigen Abstieg zu den heißen Quellen von Raja Berneh verirrt hatten, wollten wir eben dies versuchen. Schließlich hatten wir hervorragende Karten und GPS auf dem Smartphone. So hatten wir auch den korrekten Einstieg in den Abstieg schnell ausgemacht. Der Pfad führte zunächst über ein tückisches Geröllfeld, bei dem man jeden Schritt mit Bedacht setzen musste. Zum Glück sind unsere Kinder kletterfreudig und trittsicher.


Die angegebene Laufzeit ist leider nicht korrekt, wir waren einige Stunden mehr unterwegs.

Nach kurzer Zeit entdeckten wir ein paar rudimentäre Stufen und wähnten uns auf einem sicheren Pfad. Doch die Stufen waren gleich wieder verschwunden und wir mussten uns über ein glitschiges und ausgetrocknetes Bachbett unseren Weg in die Tiefe suchen. Hin und wieder stießen wir auf eine Ansammlung von behauenen Steinen; das waren einst die Stufen, die wohl von heftigen Sturzbächen ausgewaschen und herabgespült worden waren. Der Pfad führte extrem steil bergab, so dass man manchmal beim Klettern den Eindruck hatte, er würde im Nirgendwo enden.

Gunung Sibayak - Einstieg in den Abstieg
Gunung Sibayak - Abstieg
Gunung Sibayak - Abstieg

Zu allem Überfluss auch noch einen Erdrutsch

Als die Vegetation wieder einsetzte wurde die Sache leider nicht besser, sondern man musste sich zusätzlich durch schmale Gänge und niedrige Tunnel im Buschwerk zwängen. Immerhin hatte man nun manchmal ein paar Wurzeln, an denen man sich festhalten konnte. Hin und wieder gab es sogar ein paar Passagen mit zusammenhängenden Stufen. Dann endete der Pfad abrupt und ein größeres Areal war komplett von einem Erdrutsch weggrissen worden. Vor uns lag lediglich ein großes sehr steiles Stück Matsch ohne eine Möglichkeit sich festzuhalten.

Gunung Sibayak - Abstieg über den Erdrutsch

Nach 350 Höhenmetern Abstieg war an ein Umkehren allerdings auch nicht mehr zu denken, also mussten wir da durch. Langsam hangelten wir uns an ein paar Lianen am Rand des Erdrutsches talwärts, immer darauf bedacht, nicht auszurutschen, denn das hätte unweigerlich eine Rutschpartie bis zum Ende des Erdrutsches bedeutet. Dank unserer Karten und GPS haben wir aber wieder zu unserem Pfad gefunden und konnten den Abstieg fortsetzen. Insgesamt betrug der Abstieg knapp 700 Höhenmeter.

Heiße Quellen sind wohltuend

Als wir die heißen Quellen von Raja Berneh erreichten, zitterten uns allen schon ein wenig die Knie vor Anstrengung. In den heißen Quellen konnten wir unsere müden Muskeln etwas erholen und die Zwillis vergnügten sich auf einer Wascherrutsche.

Gunung Sibayak - Raja Berneh heiße Quellen

Unsere Tour entsprach nicht im entferntesten den Beschreibungen aus Lonely Planet, Loose und dem Dumont-Reiseführer. Wir wären nie auf die Idee gekommen so einen Weg runter zu klettern, geschweige denn mit Kindern! Wahrscheinlich war der Weg vor Jahren mal praktikabel und seit dem schreibt der eine vom anderen ab und empfiehlt diesen Weg ungeprüft.

Vorbei am aktiven Gunung Sinabung

Der Tag startet suboptimal. Alex und Kiara hatten leichten Durchfall und allen, bis auf Jürgen, war schlecht. Das Boot pickte uns direkt vor unserer Zimmertür auf und brachte uns wieder rüber nach Parapat. Die nächsten 5-7 h im Bus zu verbringen und zwei Mal bis nach Berestagi umzusteigen, wollten wir uns unter diesen Umständen nicht zumuten, deshalb ließen wir uns direkt am Pier abschleppen und mieteten einen Van mit Fahrer für 550.000 IDR (ca. 40€). Die Straße führte sehr malerisch am Seeufer entlang durch dichten Dschungel und später durch Kaffeeplantagen. Sie passte sich perfekt der Landschaft an und war entsprechen kurvig und hügelig. Das hatte auch Auswirkung auf Mattis Magen, denn der entleerte sich in die Seitentür, da der Fahrer zu spät anhalten konnte. Zum Glück floß ein kleiner Bach entlang der Straße, so dass wir die Sauerei schnell beseitigen konnten.

Toba-See - Nordende

Abstecher zum Wasserfall

Wir nötigten den Fahrer noch, einen Abstecher zum Sipisi-pisi Wasserfall zu machen, der sich 100m in die Tiefe stürzt, um dann in das nördlichste Ende des Toba-Sees zu fließen. Selbstredend, dass der Fahrer dafür nochmal 100.000 IDR wollte, obwohl es nur ein Katzensprung vom eigentlichen Weg nach Kabanjahe war.

Sipiso-piso - Wasserfall

Gunung Sinabung

In der Ferne sah man immer wieder den Gunung Sinabung, welcher über 2.400 m hoch ist. Gunung ist das indonesische Wort für Vulkan. Dummerweise ist er vor ein paar Wochen wieder zum Leben erwacht und schickt seitdem Aschewolken in die Stratosphäre und Lava läuft die Hänge runter. Auf jeden Fall qualmte er recht heftig, als wir vorbeifuhren. Er ist leider auch nur 15km von Berastagi entfernt, was unser Ausgangspunkt für die Besteigung des Gunung Sibayak sein wird.

Berastagi muss man nicht lieben

Berastagi kann man jetzt wirklich nicht als hübsch bezeichnen. Unser anvisiertes Guesthouse hatte sogar noch einen Familyroom frei und verfügte über einen Garten, wo man auch sofort von der netten Oma, die mit einem Holländer verheiratet ist, gleich einen Kaffee serviert bekam.

Der moslemische Einfluss ist hier deutlicher hörbar, denn die Muezine riefen von unterschiedlichen Orten zum Gebet. Der in unserer Nähe war sehr musikalisch und gut anzuhören. Zum Glück war die Moschee, die nur ein Steinwurf von unserem Zimmer entfernt war, nicht in Betrieb.

Wir schlenderten noch über den Markt, um uns mit frischem Obst einzudecken. Dabei erstanden wir auch ein paar Snake-Fruits. Ansonsten mussten wir früh ins Bett, um fit zu sein, für den anstehenden Vulkanaufstieg.

Berestagi - Verkehrsinsel

Mit dem Motorroller über Samosir

Wir mieteten uns um die Mittagszeit zwei Motorroller, um ein wenig das Umland zu erkunden. Für Alex ein Novum, da sie das letzte Mal vor 15 Jahren Motorrad gefahren ist und noch nie zuvor auf der linken Straßenseite. Unter diesen Voraussetzungen wollten wir nicht zu Fünft auf zwei Maschinen fahren und Kiara musste leider zu Hause bleiben.

Wir wollten mal schauen, wie weit wir auf der Halbinsel Samosir kommen, wenn wir nach Süden fuhren. Nach Tomok schraubte sich die Straße an der steilen Flanke des Vulkankraters hoch ins Gebirge. Verkehr gab es kaum und die Straße war auch recht gut, wenn auch etwas schmal. Zwischendurch boten sich immer wieder phantastische Ausblicke auf den See und die andere Uferseite. Je höher wir kamen, desto kühler wurde es und wir fuhren mit einer mächtigen Gänsehaut weiter. Den Zwillingen machte es auch sichtlich Spaß und so schafften wir es fast, bis zum südlichsten Zipfel von Samosir zu fahren, bevor wir wegen Spritmangels umdrehen musst.

Samosir-Tour - Straße

Samosir-Tour - Kirche

Samosir-Tour - Alex und Mattis auf Motorroller

Samosir-Tour - Blick auf den See

Samosir-Tour - Toba-See

Auf dem Rückweg schauten wir uns noch die Batak-Königsgräber in Tomok an, was jetzt nicht so das Highlight ist, aber wohl sehr beliebt bei inländischen Reisegruppen, wenn man der Anzahl der Sarong-Verkaufsstände nach urteilen darf. Wir ließen die Motorräder nochmal betanken und tauschten die Zwillinge gegen Kiara ein und fuhren mit ihr Samosir in Richtung Norden ab. Diese Strecke war lang nicht so schön und die Straße auch nicht besonders gut. Besonders tückisch waren die Hühner und Kühe, die einem plötzlich vor die Reifen liefen.

Samosir-Tour - Rennende Hühner

Inzwischen hatten wir die Halbinsel Tuk-tuk auch schon mehrfach komplett umrundet, aber keine erwähnenswerten schöneren Ecken mehr gefunden. Rechtzeitig bevor es hier dunkel wurde (18:30 Uhr) und ein heftiges Gewitter einsetzte, gaben wir unsere Motorroller wieder ab. Die hatten echt Vertrauen zu uns, da sie noch nicht mal wussten, wo wir wohnen, geschweige denn, wie wir heißen.

Samosir-Tour - Reisfelder auf Tuk-tuk

Auf zum Toba-See

Obwohl unsere Matratze riesige Sprungfedern hatte und man Angst haben musste, wieder aus dem Bett katapultiert zu werden, hatten wir ziemlich gut geschlafen. Das Frühstück war für europäische Mägen erstmal gewöhnungsbedürftig: in Chilli eingelegte Eier mit Bohnen und Reis oder fettig rausgebratenes Gebäck, was sogar runterzubekommen war. Beim Kaffee herrscht hier aber das gleiche traurige Bild, wie schon in Südamerika: Nescafe, wo man nur hinschaut. Da wachsen die besten Kaffeesorten der Welt vor der Tür und die Leute trinken die Instantbrühe eines Weltkonzerns, weil es bequemer oder billiger ist.

Eine seltsam Begegnung hatten wir in der Lobby. Wir wurden von einer Frau angesprochen, die indonesischer Abstammung war und in England lebte. Die fragte uns, warum wir Deutschen so blöd seinen und die ganzen Flüchtlinge in unser Land ließen. Wir könnten doch sehen, wohin das führt –  die ganzen Anschläge in Paris und so. Da fehlen einem echt die Worte, selber Immigrant, aber über andere urteilen. Als wir versucht haben, ihr zu erklären, dass gerade in unserer Stadt die Flüchtlinge sehr gut integriert sind und die Kinder teilweise schon nach drei Monaten fließend Deutsch sprachen, wollte sie uns nicht glauben. Auch dass gerade diese Menschen vor der IS auf der Flucht sind und teilweise gut gebildet sind, wollte sie nicht hören. Bevor wir das ausdiskutieren konnten, kam unser Taxi.

Das Amplas Busterminal

Eine 45min Fahrt mit dem Blue Bird Taxi brachte uns zum Amplas Busterminal, was im südosten der Stadt auf halben Weg zum Flughafen liegt. Unser Fahrer sprach zwar kein Englisch, hatte aber verstanden, dass wir nach Parapat zum Toba-See wollten und nahm sich unserer Sache an. Nach einigem Gesuche übergab er uns einem englischsprechenden Ticketverkäufer einer Busgesellschaft. Kiaras Kreislauf war noch nicht so ganz auf der Höhe, kein Wunder bei der Hitze.

Wir hatten die Wahl zwischen einem Auto mit Fahrer für 600.000 IDR (42€) oder dem Bus für insgesamt 200.000 IDR (14€). Da Busfahren im Allgemeinen recht lustig ist, weil man mehr von Land und Leuten mitbekommt, entschieden wir uns für den Bus. Der sich inzwischen schon gefüllt hatte.

Eine unvergessliche Fahrt mit dem Bus

Wir überlegten, wie wir uns auf die zweier und dreier Bänke quetschen sollten, zumal die Sitzabstände so knapp waren, das Jürgen seine langen Gräten nicht so richtig unterbringen konnte. Da bekam er auch schon den Platz direkt neben dem Fahrer angeboten. So hatte er ungehinderten Blick durch die teilweise zersplitterte Windschutzscheibe, die zwei große Einschlaglöcher aufwies.

Busfahrt - kaputte Scheibe

Eine echt ätzende Unart hier ist, dass die Leute immer und überall rauchen, auch im vorderen Teil des Buses, wo wir saßen. Von der “natural Aircon” war rein gar nichts zu verspüren, da bei den langsamen Geschwindigkeiten durch den Stau aus Medan raus nicht wirklich Abkühlung durch den Fahrtwind durch die Fenster reinkam. Dafür gab es immer wieder kleine Adrenalinschübe, wenn der Fahrer trotz Gegenverkehrs zu einem gewagten Überholmanöver ansetzte. Aber hier hat immer der Vorfahrt, der dicker ist und die lauteste Hupe hatte, von der heftig Gebrauch gemacht wird. Wenn es mal nicht ganz gereicht hätte, so bremste der Gegenverkehr runter, so dass wir uns gerade noch in die Schlage zurück quetschen konnten.

Busfaht - von Medan nach Parapat

Die ersten 3h drängte sich öfters der Gedanke an die Oberfläche, ob es nicht doch sinnvoller gewesen wäre, das angebotene Auto zu nehmen. Aber dann ließ der Verkehr nach und der Bus donnerte teilweise mit 100 km/h über die Landstraße, was uns auch den benötigten Fahrtwind brachte. Die letzten 2h waren dann sehr angenehm, mal abgesehen von den Überholmanövern, denn wir erklommen immer höhere Regionen und es wurde merklich kühler. An der steilen Passstraße runter zum Toba-See saßen öfters Affenfamilien und warteten anscheinend darauf, ein paar Früchte zugeworfen zu bekommen. Der Bus fuhr uns in Parapat direkt zur Anlegestelle und das Boot legte unmittelbar darauf ab.

Der Toba-See ist ein Vulkankrater

Landschaflich ist auf jeden Fall sehr nett hier am Toba-See, da auch die Temperaturen so um die 25°C liegen, ist es wohl temperiert. Der See ist mit 31 km nicht sehr breit, aber dafür mit 87 km sehr lang. Er ist vor 75.000 Jahren bei einem Supervulkanausbruch entstanden, dabei ist wohl die komplette spätere Seefläche eingebrochen. Teilweise hat der See eine Tiefe von 525 m und schillert im dunkelen türkisblau. Bei späteren Eruptionen entstand dann die Halbinsel Samosir und an dessen einer Ecke nochmal eine winzige Halbinsel Tuk-tuk. Eben diese sollte Ziel unserer Reise werden.

Toba-See - Schifffahrt

Das Boot legt im Hafen an, bevor es dann die Küste der Halbinsel Tuk-tuk abfährt und immer dann anhält, wenn jemand aussteigen möchte. Wie stiegen im Hafen aus, weil dort auch unsere erste Wahl der Unterkunft angesiedelt war. Leider waren keine Räumlichkeiten mehr frei, die uns zugesagt hätten. Eine nette Frau bot uns an, unsere Rucksäcke und Kinder bei ihr abzustellen, brachte Jürgen einen Motorroller und schon fuhren wir gemeinsam über die Halbinsel. Sie brachte uns zu verschiedenen Bungalowanlagen und am Ende hatten wir die Qual der Wahl. Unser Ziel war es, eines der schnuckeligen Batak-Häuser zu mieten. Das sind Holzhäuser, die mit reichlich geschnitzen und bemalten Giebeln, nicht nur sehr ansehlich, sondern auch luftig sind.

Carolina Cottages - Batak-Haus

Letztendlich entschieden wir uns für das Carolina Cottages, da es neben den schönen Batak-Häusern auch noch ein ordentliches Restaurant und ein schönes Anlage zum Schwimmen und Chillen hatte. Die erste Nacht verbrachten wir in zwei Häuschen, die am Hang gebaut waren und eine sehr schöne Veranda hatten. Danach konnten wir in zwei Häuser umziehen, wo wir direkt von unserer Terrasse auf den See schauen konnten. Obwohl hier alles sehr gepflegt und picco bello ist, muss man weniger als 15 € pro Haus dafür berappen. Ok, wir hatten kein heißes Wasser in unserer Dusche, aber das stört jetzt nicht wirklich.

Carolina Cottages - Unsere bescheidene Unterkunft

Der Volksstamm der Batak

Die Batak, die das Gebiet rund um den Toba-See schon seit über 6.000 Jahren besiedeln, galten früher als Menschenfresser, weshalb man sie wohl auch in Ruhe ließ. Sie haben hier ihre eigene Hochkultur entwickelt und waren nahezu isoliert. 1864 begann die christliche Missonierung, was zur Folge hatte, dass es nun sehr viele Protestanten und auch Katholiken gibt. Moscheen haben wir keine gesehen, aber dafür an jeder Ecke eine christliche Kirche. Dass die Batak sehr musikalisch sind, konnten wir auch bald feststellen. Sehr melodisch und herzergreifend singen sie zur Gitarre.

Toba-See

Wirklich Medan?

Ein Montag wie zu Hause: 6 Uhr Aufstehen, 6:45 Uhr Abmarsch, nur leider mit einem kläglichen Frühstück im Bauch, weil es das erst ab 7 Uhr gab. Dieses Mal waren wir viel zu früh am Flughafen, weil der Shuttlebus immer nur zur vollen Stunde fuhr. Aber egal, wir passierten die erste Sicherheitskontrolle, checkten unser Gepäck ein und gingen durch die nächste Kontrolle. Der Wartebereich vor dem Zugang zum Wartebereich der Gates sah irgendwie so gar nicht nach Flughafen aus. Die Seitenwände waren offen und boten Ausblick auf einen kleinen Park mit Mango- und Feigenbäumen und an den Decken hingen riesige Kronleuchter – strange.

Jakarta Airport - Feigenbaum

Schon wieder den Flieger verpasst?

Boardingtime war dieses Mal 9:20 Uhr, die Maschine stand schon da, die Türen zur Gangway waren offen, aber keiner stieg ein, also warteten auch wir, da der Abflug erst um 9:50 Uhr sein sollte. Als die Maschine um 9:40 Uhr abdockte überkam uns dann doch etwas die Panik – schon wieder den Flieger verpasst?! Auf der Anzeigetafel stand zwar immer noch On schedule, auf ein Boarding warteten wir vergeblich und dann war der Flug plötzlich verschwunden.

Nach einer Stunde wurden wir von der Unsicherheit erlöst und durften mit dem Flughafenbus zum Terminal 2 übers Rollfeld fahren. Captain Ugly begrüßte uns an Board der 737 auf dem Flug nach Kuala Namu (Medan). Jo, das ist noch Fliegen! Die Maschine musste sich noch voll anstrengen und brauste mit voll Speed über die Startbahn, um dann mühsam abzuheben. Der Service ist auch etwas rudimentär, aber was will man bei 75€ für 2,5h Flugzeit auch mehr erwarten, als Instantnudelsuppe, die man bezahlen darf? Wir waren jetzt auch nicht allzu traurig, dass wir geschlafen hatten, als die Stewards mit dem Trolly vorbeikam. Wobei sich der Magen doch langsam bemerkbar machte, nach dem spärlichen Frühstück.

Verkehrsinfakt in Medan

Wir mussten nochmal schnell am Flughafen einen Geldautomaten plündern, da das Geld schon wieder aufgebraucht war. Die ganze Panik, dass nur die MasterCard akzeptiert wird, war bisher unbegründet. Vom Flughafen geht wohl eine Schnellbahn in die Stadt, die aber mit 100.000 IDR pro Nase recht teuer ist. Also quetschten wir uns wieder in ein Taxi und fuhren zum Citi International Palang Hotel, was ziemlich zentral in der Stadt liegt. Die Fahrt in die City war gelinde gesagt fürchtlich, da wir fast ausschließlich im Stau standen, wenn wir nicht gerade auf einer kostenpflichten Straße unterwegs waren. Die Klimaanlage schaffte es auch nicht mehr eine erträgliche Temperatur herzustellen und um uns rum nur runtergekomme Häuser, Abgase, Motorroller und endlose Autoschlangen. So gesehen waren wir jetzt auch nicht mehr all zu sehr traurig, dass wir nur noch eine Nacht in Medan hatten. Nach 1,5h waren wir endlich am Hotel angekommen.

Wir können auch stur sein!

Als uns die Dame an der Rezeption fragte, ob wir lieber zwei King Sized Beds oder jeweils zwei Einzelbetten haben wollten, starrten wir sie entgeistert an, da wir explizit 5 Betten bei hotels.com gebucht hatten. Sie hatte nur ein Buchung von 2 Zimmern von Expedia übermittelt bekommen, unsere schriftliche Anmerkung dass ein Zimmer ein drittes Bett haben muss wurde ebenso übersehen. Sie wollte uns allen Ernstes ein Extrabett berechnen, mal abgesehen davon, dass sie 45€ schon für den Vortag eingestrichen haben, ohne eine Gegenleistung dafür stellen zu müssen. Aber wir konnten genauso stur sein, wie sie und zeigten ihr auf der Website, dass wir für 5 Personen gebucht hatten und ihr Hotel gar nicht hätte bei zwei Zimmern mit 5 Personen in den Suchergebnissen hätte landen dürfen.

Um es kurz zu machen, das Ganze zog sich noch fast eine Stunde hin, begleitet von x Telefonaten, brachte man dann doch eine extra Matraze für lau in eines der Zimmer. Die Zimmer waren auch keinen Cent mehr Wert, zwar sauber aber in den Gängen überall Stockflecken und die Wände könnten auch mal wieder einen Putzlappen sehen. Also nichts wo man sich länger als notwendig aufhalten möchte.

Merdeka Walk

Halb verhungert erreichten wir den Merdeka Walk, eine Straße mit riesigen alten Bäumen und großen alten holländischen Prachtbauten. In einem Fußballfeld großem Areal joggten Menschen bei der Hitze langsam im Kreis und andere spielten barfuß Fußball. Eingefasst wurde das Ganze am Rande mit einer Zeile von ca. 20 Restaurants. Sieht man mal davon ab, dass das, was wir ausgesucht hatten, letztendlich völlig überteuert war, war es auch noch schlecht, so dass wir unseren Hunger nicht wirklich stillen konnten.

Parallelwelt

Schon von weiten witterte Svenja Shopping Center und so schauten wir uns mal eines an, um uns etwas runter zu kühlen und den Kreislauf wieder zu stabilisieren. Das Einkausparadies hätte überall auf der Welt stehen können. Über 6 Etagen westliche und asiatische Labels, auch H&M ist hier vertreten.

Irgendwie passt hier die Welt nicht mehr zusammen, auf der einen Seite arm und runtergekommen, gerade noch so viel zu haben, um leben zu können und auf der anderen Seite fette Luxuskarossen und teuren Lebensstil. Hier entwickelt sich gerade eine Parallelgesellschaft für einige wenige und der Großteil bleibt auf der Strecke.

Im Anschluss versuchten wir unser Glück noch mal beim Merdeka Walk, waren aber nicht wirklich erfolgreicher als zuvor, wurden dafür aber von allen Seiten mit Splatterfilmen zugedröhnt. Ausnahmsweise gab es sogar mal ein Bier auf der Speisekarte. Das einheimische Pils heißt Bintang und lässt sich trinken. Auch die Kids kamen auf ihre Kosten, da sie so etwas wie eine fahrbare Hollywoodschaukel gefunden hatten, mit der man im Kreis rumheizen und sich drehen konnte.

Dank Navi fanden wir auch unser Hotel wieder, bei teilweise schlechter Straßenbeleuchtung muss man schon schauen, wo man hintritt, denn die Betonplatten auf den Gehwegen sind oft eingebrochen und man würde den Abgang in das darunterliegende Kanalisationsystem machen, wenn man es übersieht.

Religionskonflikte?

Ansonsten fühlten wir uns sowohl in Jakarta als auch in Medan absolut sicher. Die Menschen sind nett, hilfsbereit und offen. Westliche Menschen haben wir bisher kaum welche gesehen, wahrscheinlich sind wir schon deshalb eine Kuriosität hier. Dem Aussehen und der Kleidung nach zu urteilen, leben hier viele verschiedene Volksstämme und Religionen zusammen. Anfeidungen untereinander sind von uns nicht wahrnehmbar, wenn man bedenkt, dass es vor nicht allzu langer Zeit hier ganz anders aussah.

Nachdem sich Indonesien von der holländisch Herrschaft befreite, kamen viele Jahre der Militärdiktatur mit Aufständen und Unruhen an vielen Ecken des riesigen Inselreiches, die meist recht blutig endeten. Auch religösbedingte Kriege waren keine Seltenheit in der Vergangenheit. Erst ab 2000 gab es die erste gewählte demokratische Regierung. Seit dem stabilisiert sich das Land wirtschaftlich. Bei 250 Mio. Einwohnern mit 742 verschiedenen Sprachen und Dialekten und über 17.000 Inseln schon erstaunlich. Über 213 Mio. Moslems leben hier, der Rest sind Christen (19 Mio.), Hindus (14 Mio.) und Buddhisten (2 Mio.).

Scenic-World.net

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