Pünktlich um 7:30 Uhr stand der Fahrer vor der Tür und auch Michelle in ihrer Position als Tourguide. Sie hat das schon zwei Mal gemacht und vertreibt sich so ihre Zeit bis die Uni im Oktober anfängt. Geld will sie keines dafür haben – mal sehen…
An Erntedank ist die Hölle los
Wir mussten so früh los weil Erntedankfest war und alle aus Manado nach Tomohon oder Tondano fahren, um mit ihren Familien zu feiern. Das merkte man auch, da sich massig an Autos die kurvige Straße nach Tomohon den Berg hoch quälten. Sobald man die Stadtgrenzen hinter sich gelassen hat, ist alles grün mit dichten Dschungelpflanzen, hohen Bäumen und Palmen bewachsen.
In einem Blumengarten hielten wir für einen Frühstücks-Kaffee an. Ein wirklich lauschiges Plätzchen, da man gute Sicht auf den Vulkan Empung hatte. Er hat zwei Bergspitzen und der Krater befindet sich zwischen beiden Gipfeln in einer leuchtend grünen Senke.
Mit dem Auto hoch auf den Vulkan
Wir fuhren mit dem Auto durch sehr fruchtbares Land, wo viel Gemüse angebaut wurde hoch auf den Vulkan Mahawu. Der Aufstieg dauerte nicht lange und war gut ausgebaut. Von oben konnte man gut in den Krater schauen. Man hatte ebenso einen schönen Ausblick auf den gegenüber liegenden Vulkan Empung und das Umland. Die Sicht reicht sogar bis zum See nach Tondano.
Als wir durch Tomohon fuhren, bekamen wir einen Eindruck, warum Michelle letztes Jahr vier Stunden für die 25 km benötigt hatte und für den Rückweg sogar sechs. Uns kamen auf unserer Spur ganze Schwärme von Motorrollern entgegen.
Den Stopp an einem buddhistischen Tempel Vihara Buddhayana mit chinesischen Pagode Ekayana, den hätten wir uns sparen können, denn das ganze Gelände war mega kitschig.
Einen weiteren Stopp hatten wir am Linow See, der etwas südlich von Tomohon liegt. Dieser See soll je nach Lichteinfall seine Farbe ändern. Uns präsentierte er sich in türkis-blau. Er ist stark schwefelhaltig und am Ufer sieht man heiße Quellen aus dem Boden blubbern, was aber zahlreiche Enten nicht davon abhält sich hier aufzuhalten.
Zum Essen fuhren wir zurück nach Manado. Wir landeten in einer Mall im Pizza Hut. Nicht unsere Wahl, aber uns war es egal, weil wir schrecklichen Hunger hatten. Der Fahrer wollte sich zu erst an einen anderen Tisch setzen, weil er sich an den Kopf des Tisches hätte setzen müssen, wo sonst das Familienoberhaupt sitzt. Mit etwas Überredung nahm er dann doch noch Platz.
Wunderschöner Wasserfall im dichten Dschungel
Unsere letzte Station sollte der Tunan Wasserfall nördlich von Manado sein. Nach einigen Kilometern durch den Dschungel wurde die Straße so schlecht, dass wir vor einer Brücke aussteigen und den restlichen Kilometer zum Parkplatz laufen mussten. Gerade als wir dort ankamen, kam auch unser dort an. Keine Ahnung, warum er das Auto nicht stehen gelassen hat.
Die ganze Szenerie hatte was von Jurassic Park II. Durch den dichten Dschungel wurde vor einigen ein höher gelegter Weg zum Wasserfall angefertigt. Auch die dazugehörigen Toiletten und Rastflächen existieren. Danach hat man das Areal der Natur überlassen und einen Parkwächter an den Eingang gesetzt, der Eintritt abkassiert. Sowas findet man recht häufig in Indonesien.
Der Wasserfall hingegen hat von seiner Schönheit nichts eingebüst. Über 40m tief stürzte das Wasser in die Tiefe, so dass alles in feinen Sprühnebel gehüllt wurde. Sehr beeindruckend.
Endstation Brücke
Mit dem Auto fuhren wir bis zur Brücke zurück, dann mussten alle raus bis auf Svenja und ich. Wir blieben als Achslast zurück. Das Auto rollte runter zur Brücke und versuchte auf der anderen Seite den Berg hoch zukommen. Die Hinterreifen drehten durch und das Auto schaffte es einfach nicht vom Feldweg über die Abbruchkante mit den Hinterreifen auf den Asphalt zu kommen. Beim dritten Versuch rutschte der linke Vorderreifen von der Brücke und der Wagen neigte sich bedenklich zur Seite. Vorsichtig stiegen wir aus, aber der Wagen rutschte zum Glück nicht weiter ab. Die Situation war ziemlich aussichtslos, denn dass Auto hatte keinen Wagenheber und es waren auch nicht genügend Leute da, um das Auto irgendwie auf die Brücke zu heben.
Mit Steinen haben wir eine Mauer für den Reifen zurück auf die Brücke gebaut, aber dem Fahrer war das zu suspekt und er hätte auch nur einen einzigen Versuch gehabt. Irgendwann, als es dunkel wurde, haben wir uns Michelle geschnappt und sind die Straße durch den Dschungel in Richtung Dorf gelaufen. Vom Hinweg wussten wir, dass mindestens vier bis für Kilometer Fußmarsch vor uns lagen. Uns tat der Fahrer etwas leid, da wir ihn zurücklassen mussten, aber wir mussten unbedingt morgen früh unsere Reise nach Gorontalo fortsetzen, da am Dienstagabend das Boot auf die Togians abfuhr.
Michelle war überglücklich, als uns ein Auto entgegen kam um, uns nach Manado zurückzubringen. Der Spaß kostete uns zwar 200.000 IDR, aber auch wir waren froh den blutsaugenden Moskitos entfliehen zu können.
Glück im Unglück
Wie schon mehrfach in diesem Urlaub eröffneten sich plötzlich in einer Miesere ungeahnte Möglichkeiten. Die Firma unseres neuen Fahrers bot nach kurzer Verhandlung an, uns die 400 km nach Gorontalo zu bringen.
Zuvor hätten wir die Möglichkeit gehabt für 200.000 – 300.000 IDR pro Nase einen Platz in einem Fahrzeug zu bekommen, das hätte aber auch gehießen, dass wir so lange durch Manado gegurkt wären, bis das Auto voll geworden wäre und dann noch 10 h Fahrzeit.
Um ein Flug zu buchen war es wahrscheinlich schon zu spät. Auf jeden Fall sieht man so nichts vom Land, ist aber in 40 min am Ziel. Mal abgesehen von der zusätzlichen Fahrt an den Flughafen und wieder in die Stadt rein (ca. 300.000 IDR), ist es mit mehr als 330.000 IDR pro Nase auch nicht viel teurer.
Um ein komplettes Auto zu mieten wollten sie 2.000.000 IDR haben, weil der Fahrer leer wieder zurück müsste, was aber Blödsinn ist, da hier keiner leer durch die Gegend fährt.
Das Angebot, für 1.175.000 IDR unser eigenes Auto zu bekommen klang so verlockend, dass wir sofort zusagten.
Hauptsache, die Kinder haben ihren Spaß
Obwohl es zapfen duster war mussten wir noch mal schnell in unseren Pool hüpfen, bevor wir uns mit Michelle zum Essen trafen. Das Nachtmahl zögerte sich noch weiter raus, weil die Kids unbedingt noch Io-Hawk-Board fahren mussten. Nach ein paar Minuten hatten sie den Dreh raus, pesten durch die Gegend und drehten Pirouette damit. Weil es schon 22 Uhr war hatte vieles schon zu und wegen Sonntag und Erntedank sowieso.
Das Essen war gruselig schlecht, aber da unser Magen zurzeit eh nicht so viel benötigte, war es gut zu verschmerzen.
Michelle organisierte uns noch unsere Zimmer in Gorontalo und lehnte es ab Geld für die wundervolle Tour zu nehmen. Wie werden sie auf jeden Fall im Laufe unserer Tour wärmstens weiterempfehlen.
Ein echtes Abenteuer. Glück im Unglück und eine Erfahrung reicher. Und viel Stoff für eine Interessante Story. So wünschen wir uns das.
Liebe Grüße
Bruno
Ja, es sind die zahlreichen positiven, manchmal auch negativen Erfahrungen, die das Reisen so unglaublich interessant machen. An manche Abenteuer erinnert man sich auch noch Jahre später, als wäre es gestern gewesen.
Wenn immer alles planbar wäre, dann wäre es ja auch langweilig. Es sind ja gerade diese kleinen Abenteuer, an die man sich später erinnert.
ja, Indonesien ist immer für Überraschungen gut, ist halt eine Schnittstelle von Zivilisation und Natur – und letztere ist halt nicht absolut planbar. Restrisiken gibt es immer, aber ist es nicht genau dieses Abenteuerfeeling, dass wir alle auch suchen?
Wenn Ihr auf Flores gewesen wäre, hätte ich jetzt den klassischen Satz gesagt: “Ende gut -alles gut”, denn erf dort angekommen ist, hat es fast geschafft.
Gruss vom WEG