Fast 600 km mit Boot und Bus von Pulau Tioman über Mersing nach Ipoh standen uns bevor. Das wäre ja nicht zu schlimm gewesen, wenn nicht diese unmenschliche Ankunftszeit gewesen wäre!
Ohne Registrierung an Bord gekommen
Die Fähre sollte um 9 Uhr gehen, Razman sagte uns, dass wir um 8 Uhr am Pier sein sollten, zum Registrieren schätzte ich. Also standen wir um 7 Uhr auf und packten unsere sieben Sachen. Ich bereitete noch schnell einen Tee und Kaffee zu. Von Razman, der mit uns nach Mersing fahren wollte, aber keine Spur.
Da wir keine Lust hatten unsere Rucksäcke die lange Strecke bis zum Pier zu tragen, hämmerten wir etwas lauter an seine Türe. Ziemlich verschlafen schaute uns sein zahnloses Lächeln an. Wir luden unser Gepäck auf seinen selbstgebastelten Elektro-Scooter und liefen zum Pier. Überall sonst hätte ich mir uns Gedanken gemacht, ob nicht was fehlen oder ob es überhaupt noch den Weg zu uns finden würde.
Am Jetty gab es weder ein Ticket-Office noch eine Registrierung. Wir warteten noch kurz in der Wartehalle bis Razman kam. Er stellte uns Adnan, dem Besitzer von Bungkil Place, vor. Auch ein sehr netter Typ, der gut Englisch sprach. Adnan ist schon viel in Asien rumgereist und war total von den Bildern aus unserem Sulawesi-Reisebericht angetan. Wir gaben ihm noch ein paar Tipps für die Vermarktung seines Domizils mit auf den Weg. Als unser Boot kam, bestand er darauf, unsere Getränke zu bezahlen. Unglaublich, wie gastfreundlich alle hier sind. Auch Razman hatte uns immer wieder Sachen gebracht und sich geweigert, Geld dafür zu nehmen.
Nach dem obligatorischen Gruppenfoto gingen wir zur Fähre. Anscheinend war es aber die falsche. Es stiegen nur jede Menge Chinesen aus. Es regnete und alle standen dicht gedrängt unter dem schützenden Dach bis 10 min später endlich die Blue Water-Fähre kam. Da sie komplett leer war, mussten wir keine Bange haben, ohne die eigentlich notwendige Registrierung, einen Platz zu bekommen. Beim nächsten Stop in Kampung Paya wimmelte es nur so vor Chinesen. Es kamen sogar zehn blinde Chinesen in einer Polonaise an Bord. In Tekek stiegen nur noch wenige hinzu und dann ging es weg von dieser schönen Insel zurück nach Mersing.



Zeit totschlagen in Mersing
Am Pier verabschiedeten wir uns von Razman, der seinen Sohn in Kluang abholen wollte, um dann auch nach Ipoh zu fahren. Wir holten uns leckere Smoothies und setzten uns an die Uferpromenade des Flusses.
Wir mussten ca. 6 Stunden totschlagen. Ist schon blöd, wenn man die Rucksäcke an der Backe hat. Deshalb ließen wir Sack und Pack inkl. der Kids im Schatten zurück und gingen zum Busterminal, um unsere Weiterreise nach Ipoh zu organisieren. Wir mussten erstmal eine halbe Stunde warten, bis die Schalterdame vom Mittagessen zurück kam. Glücklicherweise waren noch fünf Plätze frei, dummerweise war es eine fünfer Reihe. Wir hatten wieder mit so einem gemütlichen Dreierreihen-Bus gerechnet, das Einzelticket kostete 48,5 RM / Person, was für diese lange Strecke echt ein Witz ist.
Obwohl wir Fastfood-Ketten hassen wie die Pest, waren wir heute Mal sehr dankbar, einen KFC auf dem Weg zum Busbahnhof zu haben. Schön klimatisiert und mit sauberer Toilette – man muss Prioritäten setzen. Die nächsten drei Stunden waren durchaus unterhaltsam. Da Freitag war, was wie unser Sonntag bei den Moslems ist, waren ganze Großfamilien zum Essen dort.


Trostlose Ölpalmen anstelle von Regenwald
Wir hatten einen Doppeldeckerbus und saßen unten, aber leicht erhöht, so dass man gut die Landschaft vorbeiziehen sehen konnte. Die Gegend entlang der Ostküste und auch ins Landesinnere rein, scheint relativ dünn besiedelt zu sein. Es bot sich aber das gleiche traurige Bild: Abgeholzter Regenwald, aufgeforstet mit Ölplamen. Manchmal haben sie an der Straße 10 Meter Wald aufgehoben, aber hintendran kilometerweit Palmen.
Vor uns waren nur zwei Reihen mit anderen Passagieren, davon einige Kinder, die mucksmäuschenstill waren. Auch unsere Kids hingen in den Seilen und waren bald hinweggedämmert. In großen Städten hielt der Bus, aber das waren auf die Fahrt verteilt vielleicht fünf Stopps. Die Pausen waren lang genug, um auf die Toilette zu gehen. Hätten wir gewusst, dass der Bus an Kuala Lumpur vorbeifährt, dann hätten wir vielleicht einen Bus dorthin genommen und einen weiteren nach Ipoh. Das hätte uns die nervige Wartezeit in Mersing erspart und die üble Ankunftszeit in Ipoh.
Unser Bus fuhr die meiste Zeit auf der Autobahn nach Norden und erreichte schließlich das Amanjaya-Terminal, was 13 km außerhalb von Ipoh liegt. Kurz nach 3 Uhr morgens, nicht gerade die perfekte Uhrzeit, um sich ein Hotel zu suchen:-( Wir haben versucht das Beste daraus zu machen…

Und die ersten bunten Boote fahren noch? Einerseits könnte ich mir vorstellen, die Flut kommt und lässt alles wieder fahren, doch auf der anderen Seite könnte es sich auch um eine Mülldeponie handeln.
Aber andere Länder, andere Sitten 🙂
Schön, wenn es auch mal anders geht.
Hallo WellSpa,
die Flut beseitigt meist den Müll, aber das eine Boot fährt definitiv nicht mehr.
Liebe Grüße
Alex
Liebe Alex,
das war ja eine kleine Odyssee. Wir haben auf unseren Reisen die Erfahrung gemacht, dass uns solche Etappen Geduld lehren.
Hilft auf jeden Fall, sich daran zu erinnern, wenn man sich hier mal wieder über den verspäteten Zug ärgern will…
Liebe Grüße Gina und Marcus
Liebe Gina und Marcus,
wenn es eines ist, was wir beim Reisen gelernt haben, dann ist es, sich nicht mehr aufzuregen, wenn mal was nicht so läuft, wie geplant.
Liebe Grüße
Alex
Das kommt mir so bekannt vor… Diese Touren über viele viele Stunden und irgendwann merkt man dann, dass es auch eine andere Strecke gegeben hätte…
Aber egal, das gehört dazu und dafür reist man ja auch. Interessant auch immer, was für Menschen man trifft.
Auch wenn es anstrengend klingt, da wäre ich gerne dabei gewesen.
Liebe Barbara,
ich glaube, wenn man beim Reisen immer die optimale Tour finden würde und jeder Trip ganz einfach und unbeschwerlich wäre, dann wäre Reisen langweilig und man hätte nichts zum Erzählen.
Wenn Du dabeigewesen wärst, dann wäre uns bestimmt die anschließenden Stunden auf dem Busbahnhof nicht langweilig geworden;-)
Liebe Grüße
Alex
Das klingt ja wirklich nach einer anstrengenden Reise.
Das mit den Ölpalmen finde ich erschreckend und traurig. Ich muss sagen, obwohl ich es noch nicht mit eigenen Augen gesehen hab, versuchen wir auf Palmöl zu verzichten. Schon erschreckend wieviele Lebensmittel da plötzlich wegfallen.
Lg Miriam
Liebe Miriam,
das Anstrengende der Reise kam eigentlich erst noch, nämlich die Nacht auf dem Busbahnhof.
Seit ich in Sumatra und Malaysia gesehen habe, was der Konsum von Palmöl anrichten, habe ich mein Kaufverhalten massiv geändert. Ich scanne tatsächlich Produkte, die ich nicht kenne zuvor und checke, ob sie Palmöl oder andere schädliche Inhaltsstoffe beinhalten. Meine Kinder wollen, seit sie die Plantagen gesehen haben, kein Nutella mehr essen. Bio-Kraftstoffe kommen nicht in meinen Tank, lieber fahre ich 30 km mit dem Rad zur Arbeit. Wenn jeder nur einen kleinen Beitrag dazu gibt, ist es doch am Ende eine Menge Menschen, die eine Änderung bewirken können. Denn, wenn nur noch wenige Produkte mit Palmöl kaufen, dann sinkt die Nachfrage und es wird ein weiteres Abholzen des Regenwaldes hoffentlich gestoppt.
Liebe Grüße
Alex