Leider müssen wir diesen Traumstrand heute schon wieder verlassen, wo man von den Wellen so schön in den Schlaf gerauscht wird.
Kleine Not-OP am Riff Nr. 4
Nach dem Frühstück stachen wir in See. Damit wir nicht die fünf Stunden am Stück absitzen mussten, brachte uns Uja noch zum Riff Nr. 4. Mattis Fuß hatte sich über Nacht entzündet und war dick angeschwollen. Mit einer kleinen Not-OP war erstmal der Eiter und Dreck draußen. Große Lust auf Schnorcheln hatte er danach nicht mehr, da die Wunde inzwischen daumennagelgroß war.
Jürgens Blase am Fuß, die er sich gestern gelaufen hatte, ging es auch nicht viel besser – alles war großflächig gerötet. Jedes Mal das Gleiche in den Tropen: jede Kleinigkeit vereitert total schnell.
Zurück zum Riff! Mitten im Meer befand sich eine kleine Insel, die komplett aus toten Korallen bestand. Leider war ein Großteil der Korallen um das Riff auch kaputt, aber das hielt einen Steinfisch nicht davon ab dort zu leben. Eine Korallenart war sehr interessant, sie hatte senkrechte Wände, die Taschen bildeten und darin waren unzählige Fische.
Gutes Sitzfleisch gefordert
Die restliche Fahrt zog sich und das Sitzfleisch wurde stark beansprucht. Zahlreiche kleine Inseln glitten an uns vorbei und die Kids verschliefen einen Großteil der Fahrt. Wir passierte Mangrovenwälder, ein kleines Bajo-Dorf und sahen Behausungen auf den noch so kleinsten Inseln.
Herzlicher Empfang auf Poki-Poki
Unser Boot legte am Steg von Poki-Poki an, der weit ins Meer reichte. Die Kinder waren inzwischen schon sehr geübt darin, das Boot, wenn es ohne Motor über die Korallenbänke trieb, zum Anlegesteg oder Strand zu staken und machten Manto arbeitslos. Das änderte sich schlagartig, denn als Kiara von Bord ging, rutschte ihr das Handy aus der Tasche. Manto sprang schnell samt Klamotten hinterher und fische es wieder aus dem Meer.
Schon der Steg war sehr liebevoll gestaltet, überall verteilt befanden sich kleine Arrangements, die aus Treibholz gebaut oder einfach nur sehr schön bemalt waren. Wir wurden sehr herzlich von Angie und David begrüßt und gleich mit einem leckeren Essen versorgt, da wir total ausgehungert waren. Unsere zwei Bungalows waren mit Abstand die schönste Bleibe auf unserer bisherigen Reise. Treibholz oder Bambus verschönerte die sonst immer so karge Einrichtung.
Im Einklang mit den Locals
Poki-Poki ist plastikfrei, das fängt bei der Wäscheleine an und geht über den Kokosnuss-Schöpflöffel zum Duschen bis hin zu den Dächern, die alle mit Palmenblättern gedeckt sind, weiter. Ansonsten wird auch stark darauf geachtet ökologisch nachhaltig zu haushalten und die lokale Wirtschaft zu fördern. Handwerker aus dem nahe gelegenen Dorf Bomba werden beschäftigt, um Bungalows zu bauen oder zu renovieren. Älter Dorfbewohnerinnen fertigen Palmdach-Paneelen an, mit denen alle Bungalows und das Restaurant gedeckt sind. Die Belegschaft kommt morgens um 8 Uhr und fährt abends um 22 Uhr mit dem Boot zurück nach Bomba. Aber es ist jetzt nicht so wie bei uns, dass man durcharbeitet, hier ist alles so gemächlich und zwischendrin wird in der Hängematte geschlafen.
In Sulawesi ist das monatliche Einkommen sehr gering. Es wird ca. 60 h/Woche gearbeitet und ein Verkäufer in einer Mall bekommt umgerechnet 140 €/Monat. Ein Viertel des Lohns geht für ein spärliches Zimmer drauf. Auf den Togian verdient man ungefähr halb so viel, ist dafür aber in einer traumhaften Umgebung.
Perfekt um die Seele baumeln zu lassen
Ein riesiger umgekippter Baum, der schon ganz gegerbt war vom Salzwasser, liegt am Palmenstrand und ragte ins Wasser rein. Auf ihm verlief ein Steg zu einer Plattform, die sich zum Genießen von Sonnenuntergänge eignete. Überall am Strand, auf dem Steg oder im Restaurant waren Hängematten verteilt, perfekt also, um die Seele baumeln zu lassen.
Überhaupt war dieser Trip über die Togians mit Abstand das Entspannendste, was wir auf all unseren Reisen bisher erlebt haben. Nicht nur weil es hier kein Internet und Fernsehen gibt, sondern weil die Umgebung und Menschen einfach traumhaft waren und man sich um nichts kümmern musste, da David und Angie dies, wie schon erwähnt, für uns erledigt hatten.
Rückkehr der Hornbills
Wir hingegen sprangen nochmal ins Boot und fuhren zu einem kleinen Bajo-Dorf in den Magrovenwäldern, um uns die abendliche Rückkehr der Hornbills (Nashornvögel) anzuschauen. Als wir den Steg durch den Sumpf hinter uns gelassen hatten und durchs Dorf liefen, hatten wir im Nu eine Traube von etwa 20 Kindern um uns. Sie wollten unbedingt fotografiert werden und spuckten wie Lamas ständig auf den Boden.
Die Hornbill fliegen zum Sonnenuntergang über den Sumpf und schlafen im angrenzenden Dschungel in den Bäumen. Vielleicht lag es an der lärmenden Kinderschar, denn es kamen immer nur zwei bis vier Vögel. Insgesamt waren es vielleicht zwanzig oder ein paar mehr.
Im Dunkeln fuhren wir nach Poki-Poki zurück. Es ist schon gut, dass Uja hier geboren wurde und jeden Stein oder Koralle persönlich kennt.
Ein letztes Mal Schnorcheln auf Pulau Taupan
Sehr relaxt zog der Vormittag an uns vorbei, bis wir am frühen Nachmittag zu einer Schnorcheltour starteten. Der Weg war länger als gedacht, aber er hat sich gelohnt. Nachdem Uja das Boot vorsichtig unterwasser festgemacht hatte, konnte man am Riff reinspringen. Es war wie eine Mauer, die senkrecht ca. 50 m abfiel. Als wir um ein Ecke schnorchelten, befanden sich vor uns Unmengen von unterschiedlichen Fischen. Man kam sich vor wie in einem riesigen Aquarium. Im Norden des Riffs war keine Strömung, dafür umso mehr an der Ostseite des Riffs. Zum Glück hat Uja eine Dive Master-Ausbildung und kennt die Gegend gut genug, um alles richtig einschätzen zu können. Während wir uns am Riff vorbeitreiben ließen, trieb auch das Boot mit uns mit.
Die Kinder hatten ein neues Lieblingsspiel gefunden, Bounce-Off*: Eine Art 5-Gewinnt, aber mit Plastikbällen, die man aufdotzen muss, bevor sie auf einem Spielbrett landeten. Mit David lieferten sie sich harte Kämpfe, so dass uns das Geklacker in den Abend rein verfolgte.
Wir genossen mal wieder einen melodramatischen Sonnenuntergang
Vulkanausbruch?
Mitten in der Nacht tat es einen ohrenbetäubenden 15 sekündigen Knall. Noch nie hatte ich ein so lautes Geräusch gehört. Mein erster Gedanke war, dass der Vulkan Colo auf Una-Una ausgebrochen war, den man am Horizont sieht. Als es dann nochmal krachte, war klar dass es ein Gewitter sein musste, was direkt über uns war. Danach setzte ein heftiger Regenschauer ein.
Plastikfrei klingt sehr gut. Internetfrei kann man mal aushalten. Stressfrei ist am allerbesten (von Verletzungen und Handy im Wasser mal abgesehen). Oder positiv ausgedrückt Balsam für die Seele. Bleibt bestimmt in der Erinnerung ziemlich weit oben.
Unsere Nr. 1 von Sulawesi sind auf jeden Fall die Togians. Hart gefolgt von Tanah Toraja, insbesondere die Gegend rund um Rantepao. Dazu werden bald die Posts kommen, denn ich war dieses Mal richtig faul und habe die Zeit offline zu sein genossen. Dafür kann ich jetzt beim Schreiben nochmal genussvoll in Erinnerungen schwelgen:-)
Wow! Das wäre was für uns – außer die Verletzunge, die inzwischen hoffentlich alle verheilt sind. <3
Allein der Bungalow – da könnte ich es eine Weile aushalten. Mein Lieblings-Mitreisender hätte am Gewitter seine Freude.
Ist auf jeden Fall sehr gechillt dort. Für uns war es die optimale Kombination aus allem: Verschiedene Orte auf den Togians sehen, die Unterwasserwelt genießen, Entspannung pur und nette Menschen kennenlernen.
Mit der richtigen Salbe und viel Tape bekommt man sowas zum Glück sehr schnell wieder in Griff. Nach einer Woche sah es fast schon wieder aus wie neu;-)
Normalerweise gibt es in dieser Jahreszeit dort Sonne nonstop, dieses Jahr war vieles etwas anders als sonst. Klimawandel?!
Wir hatten ganz oft tolles Wetter und irgendwo hing ganz tief eine ganz unmotivierte Wolke am Horizont, aus der es regnete oder blitzte. Ich bin ja nicht gerade von der ängstlichen Sorte, aber dieser Donnerknall war einfach gigantisch.