
Es tröpfelte und die Wolken hingen fast bis zu uns runter, kein Wetter, um einen Vulkan zu besteigen und die schöne Aussicht zu genießen. Glücklicherweise haben wir keine Sonnenaufgangstour oder ähnliches gebucht, dann hätten wir uns völlig umsonst 3:30 Uhr aus dem Bett gequält.
Es begann mit einem Spaziergang
Da die Landschaft rund um Berastagi ganz schön sein soll, packten wir unsere Tagesrucksäcke und liefen einfach mal den Berg in Richtung Vulkan hoch. Obwohl es nicht sehr heiß war, kamen wir ganz schön ins Schwitzen, weil der Weg sich zog und stetig aufwärts ging. Bis wir die Registrierungsstelle für den Vulkan erreichten, hatten wir beschlossen, trotz des Wetters einen Aufstieg auf gut Glück ohne Führer einmal zu probieren. Sollte die Sicht so schlecht bleiben, hätten wir halt Pech gehabt. Wir ließen uns ein Stück bergaufwärts mit dem Bemo bringen, um die Wanderung durch den Dschungel auf einer schlechten Asphaltstraße ein wenig abzukürzen.
Das erste Stück, was wir wieder zu Fuß liefen, war sehr steil und noch asphaltiert. Es endet in einem häßlichen Parkplatz mit unbewirtschafteten Ständen und einem Zeltplatz voll mit Müll. Warum können die Leute den Müll, den sie mitbringen nicht wieder mit zurücknehmen? So schwer kann das doch nicht sein. Jetzt folgte eine Passage durch richtig dichten Dschungel, der Weg schlängelte sich wie ein Tunnel durch das dichte Dickicht.
Die Pforte zur Unterwelt
Als wir die Baumgrenze hinter uns ließen, hörten wir ein seltsames Geräusch, wie von einem riesigen Wasserfall, konnten aber nirgendwo Wasser ausmachen. Gerade rechtzeitig, bevor wir den Gipfel erreichten, riss die Wolkendecke auf und offenbarte uns den Blick auf eine zerklüftete Felslandschaft mit einem steil aufragenden Kraterrand. Jetzt konnten wir auch die Ursache der fauchenden und tosenden Geräusche ausmachen: an mehreren Stellen traten heiße Dämpfe aus und man konnte unschwer erkennen, dass es Schwefelfumerolen waren. Der Bereich außenrum war leuchtend gelbgrün und der Geruch infernalisch. Als wir den Kraterrand erreichten, war die Sicht absolut klar und wir konnten rüber zum Gunung Sinabung schauen, der ausgerechnet in diesem Augenblick eine riesige Aschewolke in den Himmel schickte. Schon beeindruckend, so etwas aus sicherem Abstand beobachten zu können.




Der Kraterboden war eine platte runde Fläche, wo Leute mit Steinen ihren Namen gelegt hatten, so auch Mattis. Auf der einen Seite türmten sich hohe schwarze Gesteinssäulen in den Himmel und bildeten den Gipfel von 2222m. Einen weiteren Nebengipfel bestiegen wir auch noch, weil die Aussicht gerade so berauschend schön war.





Glaube niemals einem Reiseführer
Obwohl in der Touristeninfo eine lange Liste von Schauermärchen über Vermisste und/oder Verstorbene am Gunung Sibayak aushing, die sich wohl bei der Suche nach dem richtigen Abstieg zu den heißen Quellen von Raja Berneh verirrt hatten, wollten wir eben dies versuchen. Schließlich hatten wir hervorragende Karten und GPS auf dem Smartphone. So hatten wir auch den korrekten Einstieg in den Abstieg schnell ausgemacht. Der Pfad führte zunächst über ein tückisches Geröllfeld, bei dem man jeden Schritt mit Bedacht setzen musste. Zum Glück sind unsere Kinder kletterfreudig und trittsicher.
Die angegebene Laufzeit ist leider nicht korrekt, wir waren einige Stunden mehr unterwegs.
Nach kurzer Zeit entdeckten wir ein paar rudimentäre Stufen und wähnten uns auf einem sicheren Pfad. Doch die Stufen waren gleich wieder verschwunden und wir mussten uns über ein glitschiges und ausgetrocknetes Bachbett unseren Weg in die Tiefe suchen. Hin und wieder stießen wir auf eine Ansammlung von behauenen Steinen; das waren einst die Stufen, die wohl von heftigen Sturzbächen ausgewaschen und herabgespült worden waren. Der Pfad führte extrem steil bergab, so dass man manchmal beim Klettern den Eindruck hatte, er würde im Nirgendwo enden.



Zu allem Überfluss auch noch einen Erdrutsch
Als die Vegetation wieder einsetzte wurde die Sache leider nicht besser, sondern man musste sich zusätzlich durch schmale Gänge und niedrige Tunnel im Buschwerk zwängen. Immerhin hatte man nun manchmal ein paar Wurzeln, an denen man sich festhalten konnte. Hin und wieder gab es sogar ein paar Passagen mit zusammenhängenden Stufen. Dann endete der Pfad abrupt und ein größeres Areal war komplett von einem Erdrutsch weggrissen worden. Vor uns lag lediglich ein großes sehr steiles Stück Matsch ohne eine Möglichkeit sich festzuhalten.

Nach 350 Höhenmetern Abstieg war an ein Umkehren allerdings auch nicht mehr zu denken, also mussten wir da durch. Langsam hangelten wir uns an ein paar Lianen am Rand des Erdrutsches talwärts, immer darauf bedacht, nicht auszurutschen, denn das hätte unweigerlich eine Rutschpartie bis zum Ende des Erdrutsches bedeutet. Dank unserer Karten und GPS haben wir aber wieder zu unserem Pfad gefunden und konnten den Abstieg fortsetzen. Insgesamt betrug der Abstieg knapp 700 Höhenmeter.
Heiße Quellen sind wohltuend
Als wir die heißen Quellen von Raja Berneh erreichten, zitterten uns allen schon ein wenig die Knie vor Anstrengung. In den heißen Quellen konnten wir unsere müden Muskeln etwas erholen und die Zwillis vergnügten sich auf einer Wascherrutsche.

Unsere Tour entsprach nicht im entferntesten den Beschreibungen aus Lonely Planet, Loose und dem Dumont-Reiseführer. Wir wären nie auf die Idee gekommen so einen Weg runter zu klettern, geschweige denn mit Kindern! Wahrscheinlich war der Weg vor Jahren mal praktikabel und seit dem schreibt der eine vom anderen ab und empfiehlt diesen Weg ungeprüft.
Das hätte mich auch gereizt,jedenfalls in jüngeren Jahren, und zur Belohnung konntet Ihr dann ja die heißen Quellen nutzen,da fühlt man sich der Erde schon sehr nahe,in Island ist es mir ähnlich ergangen!
Leichtsinnig sind wir eigentlich nicht an die Sache rangegangen.
Der aschespeiende Vulkan ist 14km Luftlinie entfernt und wird sehr gut überwacht. An seinem Fuß ist eine Großstadt, solange die Leute dort noch beruhigt wohnen bleiben, ist nichts zu befürchten. Wir haben sogar extra eine App installiert, die uns ggf. gewarnt hätte.
Vom Vulkan selbst hatten wir eine hervorragende Karte und die giftigen Schwefeldämpfe kommen ausschließlich aus deutlich erkennbaren Öffnungen, denen man im gebührenden Abstand aus dem Weg gehen kann. Der Vulkan ist ein beliebtes Ausflugsziel und mit dem Schwefeldämpfen hatte noch kein Besucher Probleme.
Lediglich der Abstieg war schwieriger als geplant.
Also auch wenn ich zu Euren Fans gehöre, manchmal zweifle ich doch an Eurem Verstand.
Auch wenn alles gut gegangen ist bei dieser Tour, ist der Leichtsinn, bei Schwefeldämpfen und Ascheauswürfen allein und ohne Fachmann oder -frau in einem Vulkan herum zu kaspern schon sträflich. Schwefeldämpfe können einen in Sekundenschnelle ohnmächtig machen – und zwar alle auf einmal – und dann ???
Also einer der beiden Opas missbilligt solche Touren mit seinen Enkeln sehr, auch wenn es diesen vermutlich Spaß gemacht hat. Vielleicht geht es auch ein bis zwei Stufen harmloser !!!
Ich schmolle!