Dschungel-Trekking im Gunung Leuser NP
Ausgestattet mit zwei Rucksäcken, die überwiegend Wasser enthielten, ging es die mächtig schwankende Hängebrücke über den Fluss von Bukit Lawang. Der Pfad durch den Dschungel ging sehr steil bergauf und schon nach 5 min waren wir total durchgeschwitzt. Um ehrlich zu sein, war es so anstrengend, dass Alex schon dachte, die Tour niemals zu überstehen.
Waldmenschen
Zum Glück liefen uns auch schon recht bald die ersten Orang Utans über den Weg, so dass wir eine kleine Pause machten und ein wenig Obst aßen. Leider war nicht so viel zu erkennen, da die Nester weit oben in den Bäumen versteckt waren. Aber die nächsten ließen nicht lange auf sich warten, eine Mutter mit kleinem Jungspunt turnte den Baumstamm entlang. Der Kleine führte jede Menge Kunststücke auf und schien jeder Schwerkraft zu widerstehen. Mit ihren unglaublich langen Armen ziehen sich die Orang Utans so völlig mühelos und geschmeidig die Bäume hoch. Dabei strahlen sie so viel Ruhe und Gelassenheit aus. Orang heißt übrigens Mensch und Utan bedeutet Wald.
31° C, 100% Luftfeuchtigkeit 200% Steigung
Nach einem weiteren schweißtreibenden Anstieg hatten wir die ersten 3 Liter Wasser vernichtet. Das war kein Spaziergang hier, denn die Pfade gingen meist ohne Umweg gerade nach oben. Um nicht abzurutschen war uns jede Wurzel oder Liane recht. Ebenso bei den Abstiegen, hier konnten wir die dürren Bäume gut benutzen, um uns nach unten zu schlängeln. Unglaublich, wie stark diese Stecken waren, so dass sie ohne weiteres 60-90 kg Lebendgewicht abfangen konnten, ohne sich groß zu verbiegen oder aus dem Boden gerissen zu werden. Wenn diese Bäumchen mal ausgewachsen sind, dann sind sie selbst hier mehr als ein Auto wert. Neben so einem Mahagonibaum kommt man sich richtig unbedeutend und klein vor, da sie locker über 100 m hoch sind.
Mörderische Zimmerpflanzen
Auch der gemeine Ficus Benjamini zeigt hier eine ganz andere Seite. Der wächst nämlich von oben an den Urwaldriesen runter und erwürgt ihn langsam aber stetig, bis er abstirbt. Die Liane hingegen schlängeln sich wie Anakondas von unten nach oben.
Auf jeden Fall hat sich die Tortur gelohnt und der nächste sehr gechillte Orang wartet auf einer Liane sitzend auf uns. Sehr anmutig in seinen Bewegungen nahm er die Bananenstückchen entgegen und schien überhaupt keine Angst vor uns zu haben. Nach einem weiteren Anstieg gab es zum Mittagessen Nasi Goreng in Bananenblättern und Ananas mit Mango zum Nachtisch. Als wir gerade fertig waren, kam ein großer Orang Utan durch die Bäume herangehangelt und verzehrte genüsslich unsere liegengebliebenen Obstschalen. Irgendwie gibt es hier fast bei jedem Stop was zu Essen. Uns würde eigentlich nur Wasser trinken und Ausruhen reichen. Halt eben so lange, bis sich der Puls wieder in einen einigermaßen normalen Bereiche zurückbewegt hat.
Funky Monkey
Schon von weiten hörten wir eine Affenbande durch die Bäume toben. Sie entpuppten sich als Thomas-Languren, die es nur hier in Nord-Sumatra gibt. Mit ihrem langen Schwanz und ihrer Punker-Frisur sehen sie total witzig aus. Sie haben ganz weiche Hände, das konnten wir spüren, als sie uns die Bananenstücke aus der Hand grabschten.
Wir waren ganz froh, dass wir einem bestimmten Organ Utan nicht begegnet sind, denn der soll recht aggressiv sein und Mina heißen. Für den ersten Tag war unsere Ausbeute nicht schlecht, da wir 11 Orang Utans zu Gesicht bekamen, bevor wir uns zu dem mühsamen, extrem steilen und rutschigen Abstieg runter zu einem Wasserfall machten, wo wir uns duschen konnten.
Übernachtung mit Makaken und Waranen
Hier war auch unser Camp, wo wir die Nacht verbringen durften. Im Kochzelt wurde schon fleißig gearbeitet und wir konnten bei einem Tee den Makaken zu schauen, wie sie im Bach badeten und dabei Reisreste vom Grund fischten. Selbst diese frechen Affen hielten gebührenden Abstand, als zwei etwa 1,5m lange Binden-Warane zum Wasser kamen. Mit ihren ewig langen giftigen Zungen fischten auch sie sich ein paar Leckereien aus dem Wasser.
Zum Abendessen gab es 5 verschiedene Gerichte und alles super lecker. Da die Tour doch recht anstrengend war, suchten wir bald unsere bescheidene Unterkunft für diese Nacht auf. Nicht hübsch aber funktional waren über ein Bambusgerüst schwarze Plastikplanen gespannt, mit denen auch der Boden ausgelegt war. Ein paar super dünne Plastikmatten und ein Moskitonetz rundeten die Bettstätte ab.
Eine harte Nacht
Wir müssen wohl nicht erwähnen, dass wir trotz der Strapazen, nicht so toll geschlafen haben und mit den ersten Sonnenstrahlen wach waren. Aber langweilig wird es einem hier bestimmt nicht, denn man kann den Affen und Waranen zuschauen, was sehr unterhaltsam ist.
Gut gestärkt mussten wir uns nach dem Frühstück wieder das Stück hochquälen, das wir gestern schon runtergekraxelt waren. Es war auch nicht sonderlich erbaulich, zu wissen, dass wir noch 2 weitere anstrengende Aufstiege vor uns haben sollten.
Der Dschungelpfau
Von Orang Utans war heute nichts zu sehen, aber dafür stellt sich uns ein riesiger Pfau in den Weg und bekam ein paar Bananenstücke. Wir wären nie auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Pfaue im Dschungel rumspazieren. Sie sehen etwas anders aus, als unsere aber nicht weniger majestätisch und prachtvoll. Ein großer gelber Vogel, der wohl sehr wertvoll sein soll, flog gerade sein Nest an, aber wir waren zu langsam mit der Kamera.
Wegelagernde Orang Utans
Ziemlich platt erreichten wir den letzten Abstieg, der ziemlich anspruchsvoll war. Jeder Schritt und Griff musste wohl überlegt erfolgen, so schwitzten wir uns dem in der Ferne rauschenden Fluss entgegen. Unser Abstieg wurde abrupt gestoppt, als sich uns eine Orang Utan Mama mit zwei kleinen Kindern in den Weg stellte. Dummerweise hatten wir alle Früchte entweder selbst gegessen oder schon verfüttert, so dass wir nichts mehr hatten, um sie vom Weg weg zu locken. Auch die letzten Biskuits halfen nicht. Plötzlich bleckte die Mama furchterregend die Zähne und schwang sich mit dem Kind in einer Affengeschwindigkeit den Baum hoch und fasste Alex am Handgelenk. Jürgen, Kiara und Mattis konnten parallel sicher an ihr vorbei nach unten klettern und Svenja konnte sich mit etwas Gequietsche hinter Alex vorbeischlängeln und zu den anderen flüchten. Alex saß aber fest.
So fühlt sich ein Zahnstocher
Die riesige Hand des Orang Utans war kühl und trocken, ganz anders als Alex schweißtriefende Haut, die erstmal eingehend untersucht wurde. Jacky, so hieß die Affendame, gehörte zu den weniger friedlichen Tieren – sehr beruhigend zu wissen. Der Griff war gleichbleibend stark und Jacky machte nicht den Eindruck, als hätte sie es eilig. Viel mehr riss sie ihren immensen Mund auf und gab Alex einen phantastischen Einblick auf ihre großen spitzen Zähne, die total orange gelb verfärbt waren und teilweise schwarze Stellen hatten. Dann nahm sie den Zeigefinger von Alex, benutze ihn als Zahnstocher und gab ihn erst wieder frei, als sie sich durch draufbeißen von der Festigkeit überzeugt hatte.
Die Fingernägel von Jacky waren lang und konisch zulaufend und konnten sehr kratzig sein. Die zwei Guides hatten sich inzwischen auch den Hang hochgearbeitet und versuchten Jacky davon zu überzeugen, dass sie nichts mehr Essbares hatten. Alex versuchte dabei langsam den Hang runter zu rutschen und sich aus dem festen Griff zu entwinden. Genau in diesem Augenblick griff das Affenbaby auch noch nach der Brille, war aber einen Tick zu langsam. Geschafft! Alex konnte sich unversehrt zu den anderen gesellen, die in sicherem Abstand warteten. Wahrlich ein unvergessliches Erlebnis! Noch mehr dazu und wie es Alex dabei ergangen ist, findest Du hier.
Tube-Rafting
Die letzten 50 Höhenmeter waren schnell zurückgelegt und wir erreichten eine Kiesbank, wo wir unsere Sachen wasserdicht verpackten und auf miteinander vertäuten LKW-Schläuchen verstauten. Unsere Flusssause ging durch Stromschnellen und stehende Wellen, durch direkt am Ufer steil aufragenden Regenwald und hätte noch ewig so weitergehen können.
Auch wenn die Tour das Anstrengendste war, was wir bisher gemacht haben, so war sie doch ein so unglaubliches Abenteuer, dass sich die Strapazen dafür gelohnt haben. Die Kinder waren eindeutig die Fitteren und haben hoffentlich auch viele Eindrücke mitbekommen, von denen sie noch in ein paar Jahren erzählen können.
Was man über Orang Utans wissen sollte
In dem Gebiet um Bukit Lawang haben sich sehr viele Orang Utans angesammelt, weil dort eine Auswilderungsstation ist. Tiere, die zuvor in Gefangenschaft gelebt haben, werden wieder aufgepäbbelt und geschult, damit sie im Dschungel überleben können und dann in die Freiheit entlassen. Das heißt, dass die Tiere, die im Dschungel rund um Bukit Lawang leben, sind an Menschen gewöhnt. Was aber auch seine Probleme mit sich bringt. Durch den Dschungel-Tourismus kommt Geld in die Region und es wird vielleicht verhindert, dass das Waldgebiet auch den Brandrodungen zum Opfer fällt, aber andererseits ist es Eingriff in das Ökosystem. Die Tiere erwarten, dass sie gefüttert werden und lernen nicht sich selbst zu ernähren und wir tragen unsere Krankheiten und Müll in den Dschungel und stören täglich mit unserer Anwesenheit die Tiere.
Auch wenn die meisten Orang Utans einen sehr friedlichen Eindruck machen, darf man nie vergessen, dass das wilde Tiere sind und so sollte man sie auch behandeln, mit Respekt.
Mehr zu diesem Thema und wie man das Überleben von Orang Utans unterstützen kann, findet Ihr bei der Sumatran Orangutan Conservation oder Sumatran Orangutan Society.
Indojunkie
Im Augenblick wüten gerade heftige Waldbrände auf Sumatra und Kalimantan, die nicht nur die Orang Utans bedrohen, sondern ganze Landstriche vernichten und durch die starke Rauchentwicklung, die Menschen gefährden. In dem Artikel auf Indojunkie.com wird sehr detailliert über diese Umweltkatastrophe berichtet und was wir dagegen tun können. Es werden auch interessante Hilfsprojekte aufgelistet, wo jeder mit wenig Aufwand spenden und dadurch direkt vor Ort helfen kann.
Life-to-go
Wir haben Euch mal zwei Videos mit freundlicher Genehmigung von Jessi und Daniel von Life-to-go zur Verfügung gestellt. Die waren nämlich zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Sie haben jede Menge Tier mit der Kamera eingefangen und sind wohl auch auf Jacky gestoßen. Im zweiten Video könnt Ihr ein ausgiebiges Tubing auf dem Fluss verfolgen, wovon wir überhaupt keine Bilder haben, weil die Kamera wasserdicht verpackt war.
Wow, was für ein Erlebnis! Ich würde auch sehr gerne mal Orang-Utahs in freier wildbahn sehn, aber auf den sehr nahen Kontakt wie ihr ihn hattet könnte ich gut verzichten. Ich würde mir wohl vor Angst in die Hose machen.
LG Ina
Liebe Ina,
dass man in direkten Kontakt mit ihnen kommt, ist eher ungewöhnlich. Was mir in diesem Augenblick alles durch den Kopf gegangen ist, habe ich in einem anderen Artikel festgehalten. Zu ungewöhnlich war dieses Erlebnis!
Zum Weiterlesen: Hattest Du denn keine Angst vorm Orang Utan?
Liebe Grüße
Alex
Ich bin immer wieder fasziniert, welche Ecken der Welt ihr so entdeckt und welche Eindrücke ihr dabei für eure Leser auf dem Blog niederschreibt. Ein toller Bericht mit unglaublichen Fotos! Ich bin absolut untalentiert dabei, Tiere mit der Kamera einzufangen.
LG aus Kärnten,
Anita
Liebe Anita,
für uns war es auch ein unglaubliches Erlebnis! Jürgen hat zum Glück die notwendige Geduld und das Händchen für schöne Fotos. Tiere sind auch nicht ganz so einfach einzufangen, da sie nicht wie Landschaften stillhalten. Bei den Orang Utans hat man schon fast den Eindruck, dass man Portraitfotografie macht, da sie unterschiedliche Frisuren und Gesichtsformen und -ausdrücke haben.
Liebe Grüße
Alex
Liebe Alex,
da bin ich jetzt echt platt… was für eine tolle Tour. Und wieder so geile Bilder.
Ein Knaller, was ihr immer für coole Touren macht.
Sehr spannend.
Cool finde ich auch, dass ihr so etwas immer mit den Kids macht…
Liebe Grüße
Tanja
Danke Tanja!
Wir sind echt froh, dass wir mit unseren Kindern solche Touren machen können. Lange Flüge oder Busfahrten sind zum Glück kein Problem. Wir reisen heute wie vor 20 Jahren nur das Programm ist etwas strandlastiger geworden.
Liebe Grüße
Alex
Also diese Orang Utan finde ich ja unheimlich spannend. Ist schon krass, wie ähnlich ein Tier dem Mensch sein kann. Sehr interessanter Bericht und super tolle Fotos!
Liebe Grüße,
Michaela
Liebe Michaela,
die Ähnlichkeit ist wirklich frappierend. Seit wir sie in freier Wildbahn erleben durften, bin ich absoluter Orang Utans-Fan.
Liebe Grüße
Alex
Hammer Videos, super Bericht und eine tolle Inspiration!! Gut zu wissen, dass das alles vegan gut möglich ist! Mein Freund und ich planen eine ähnliche Reise.
Hi Julia,
die Lorbeeren für die Videos gebe ich an Life-to-go weiter.
Wir können Sumatra und Sulawesi nur wärmstens empfehlen. Essenstechnisch solltet ihr kein Problem haben, denn es gibt dort genügend Gerichte mit Tempe und Tofu auf der Speisekarte. Generell ist das Essen nicht sehr fleischlastig und somit vegetarische Gerichte immer reichlich vorhanden, vegan wird aber nicht alles sein.
Liebe Grüße
Alex
Wir kämpfen hier teilweise mit der Bandbreite. Man hat zwar fast überall freies WiFi, aber es reicht kaum aus, um in endlicher Zeit einen Blogbeitrag mit Bildern zu bestücken. Die Bilder müssen zuvor komprimiert werden, sonst bekomme ich sie überhaupt nicht hochgeladen. Den halben Urlaub vorm Tablet zu verbringen hab ich dann auch keine Lust und so tröpfeln die Posts rein, wenn es mal etwas reibungsloser klappt.
Na Gottseidank ist nichts passiert! Weiterhin viel Spaß und seid bitte vorsichtig! L.G. O+O
Wenn über viele Tage lückenlos über aufregende und gefährliche Abenteuer berichtet wird und das Ganze auch noch professionell präsentiert, und dann ist plötzlich Funkstille, macht sich der besorgte Leser und Opa natürlich Sorgen! Wir hoffen, dass alles in Ordnung ist und nur kein WLAN zur Verfügung steht oder kein Strom um die Akkus zu laden.
Wir wünschen Euch weiterhin das Allerbeste und uns, dass Ihr heil wieder nach Hause kommt!
Ganz liebe Grüße von
O+O in BN
Ich habe erst später Euren aufregenden Blog gelesen und 3 kreuze gemacht,dass Alles nochmal gutgegangen ist,ich wäre vor Angst gestorben.
Aber trotz allem ein sagenhafte Erlebnis.Wie haben denn die Kinder das Alles verkraftet?